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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 335 -
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335 erwiderte dieser, aber nicht umsonst. Sie bezahlten ihn mit Gold. Auch das wollte er erst bar auf seiner Hand sehen. „Nnn denn," sagte er sodann, „mein erster Spruch bedeutet: solange ich jnug war, lag das „Ferue" für meine Augen am Sehkreis: jetzt aber sehe ich nur bis zu den Hörnern meiner Ochsen, dort ist schon das Ferne." — „Nun, und das Zweite: sind die Zweiunddreißig noch immer Zwölf?" Auch dafür mußten die Herren im vorhinein zahlen. „Das ist nämlich so: einst hatte ich zweiunddreißig Zähne, jetzt aber nur uoch zwölf." Das hätten Jene wahrhaftig selbst errathen können. Nun folgt aber das schwierigste Räthsel: wie kann man drei alte Geißböcke melken? Dafür mußten die Herren gar bis an die Ellbogen in den Beutel greifen. „Wohlan denn, meine Herren," sagte der Baner, „genau so, wie ich jetzt Eure Gnaden gemolken habe." Und steckte das Geld in seinen Gurtsack. Der Anekdotenkreis des Königs Matthias bewegt sich meist um die Idee, daß der König den ins Elend gerathenen geringen Lenten ans Kosten der reichen Prahlhänse zu helfe« sucht. Darauf bezieht sich noch die Anekdote vom „Ofener Hundemarkt". Einem Schafhirten hatten türkische Freibeuter seine ganze Herde weggetrieben; nichts war ihm übrig geblieben als seine sechs Schäferhunde. Da faßte er sich ein Herz, wanderte hinauf nach Ofen, um seiue Hunde dem Könige zn geben; dem sollten sie einstweilen seine Burg hüten, er aber gedachte iu die „schwarze Schar" einzutreten und so den Türken seine Schafe wieder abzunehmen. In Ofen angelangt, setzte er sich vorerst am Burgthor nieder mit seinen sechs Schäferhunden. Dem Könige erzählten seine Palastleute die Geschichte des armen Schafhirten, da schickte er alsogleich seine Hofherren hinab, damit sie dem armen Manne für gutes Geld seine Hunde abkauften. Die vielen glänzenden, mächtigen Herren steigerten sich die Schäferhunde förmlich an den Hals und der beraubte Hirt kehrte mit vollem Beutel in sein Dorf zurück, wo er sich eine neue Herde kaufte. Dies erfuhr sein habgieriger Nachbar und dachte sich: wenn man iu Ofen die Hnnde so gut bezahlt, will ich eine ganze Hnndeherde hinauftreiben und noch reicher werden, als ich jetzt bin. So kaufte er denn Alles zusammen, was in der ganzen Gegend an Haushunden, Schäferhunden, Jagdhunden zu habeu war, und zog damit wohlgemuth hinan zur Ofener Burg. Dort aber ließ man ihn nicht ein, sondern jagte ihn mit seiner Hundearmee nach Hause, und seitdem ist das vielgebrauchte Sprichwort lebendig: „Nnr einmal ist in Ofen Hundemarkt gewesen". Als die älteste Sammlung magyarischer Volksanekdoten mag eine im vorigen Jahr- hundert erschienene gelten: ,Vi1üZ Lenexe nevets^es türteneti* (Lächerliche Geschichten von Benedikt Viläg). Viel werthvoller als diese, weil durchaus originell, ist Anton Szirmay's , l-Iun^aria in parakolis", von der man auch als charakteristisch vermerken muß, daß der erzählende Text lateinisch und nur die Citate in magyarischer Sprache abgefaßt sind. Eine handschriftliche Sammlung gab es jedoch schon früher; man begann
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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