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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 377 -
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377 Textes fiele, unser rhythmisches Gefühl unangenehm berühren würde. Der magyarische Versbau hat seinen Ursprung im Volksthümlichen. Schon im XVI. Jahrhundert haben Tinödi und seine Zeitgenossen ihn gepflegt, obgleich sie metrisch fehlerhafte Werke schrieben, während sie die Angabe des Satzbaues pünktlich befolgten. Auch die besseren Volkslieder unserer Zeit entsprechen diesen Anforderungen uud Fehler finden sich höchstens bei unerfahrenen Poeten oder in solchen Texten, welche irgend einer beliebten Melodie hinterher angepaßt wurden. Aus den magyarischen Choriamben folgt von selbst die paarige Tactart der magyarischen Volkslieder. Ausnahmsweise finden sich zwar auch unpaarige als fremde Beimischung, aber nur in gewissen rhythmischen Verhältnissen unter die paarigen eingetheilt, selbständige unpaarige aber niemals. Alle diese Eigenheiten haben ihren Ursprung in der Sprache, und welchen Einfluß diese auch auf das metrische, rhythmische, ja melodische Schaffen hat, das beweisen die verwandten Sprachen, welche mehr oder weniger verwandte Melodien hervorbringen. Den Einfluß des Temperaments, die geographischen Unterschiede des politischen Lebens, der religiösen und socialen Verhältnisse nachzuweisen, ist zwar leicht, fast unmöglich aber ist es, den Entstehungsort der neueren Lieder zu bestimmen, da auch die Volkslieder mit Dampfkraft in alle Winkel des Landes eingeführt werden. Was das Alföld singt, dasselbe hören wir jetzt auch in den Karpathen, in den Szekler Alpen, an den Ufern vom Plattensee und Neusiedlersee, in allen Richtungen der Windrose, höchstens mit einigen Varianten, was der betreffenden Melodie bald zum Nutzen, bald zum Schaden gereicht. Nach einer festgewurzelten Meinung ist die Stimmung unserer Musik und unserer Volkslieder im Allgemeinen die des elegischen Leids, des tiefen Schmerzes, und wählt daher naturgemäß eine Moll-Tonart mit erweiterten Secundestufen. Nicht nur Fremden ist diese Eigenthümlichkeit unserer Musik aufgefallen, sondern sie ist auch in einigen magyarischen Sprichwörtern erwähnt: „Weinend erlnstigt sich der Magyare"; — „Traur ig ist das Lied des Magyaren wohl schon seit dreihundert Jahren." Was nun das anbetrifft, kann es wohl schon seit einer viel längeren Frist traurig gewesen sein, doch würde man sehr irren, wenn man alles dies im wörtlichen Sinne nehmen wollte. Denn unserer Nation fehlt es durchaus nicht an heiteren Stimmungen. Ja sie ist sogar in demselben Maße tobend in ihrer Freude als niedergeschlagen in ihrem Schmerze; an Gründen dafür läßt es unsere Geschichte nicht fehlen. Aus dem oben erwähnten Grunde kann man nun zwar keine geographische Übersicht unserer neueren Volkslieder aufstellen und die fruchtbareren Gegenden bezeichnen, sowie den Einfluß ihrer kirchlichen und socialen Verhältnisse abwägen: über die älteren jedoch läßt sich, theils auf die Natur des Stoffes gestützt, theils mit Hilfe der Geschichte, in dieser und jener Hinsicht eine sichere Meinung gewinnen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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