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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 382 -
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382 Es ist nur natürlich, daß in der Heimat des guten Weines auch die Weinlieder ausgezeichnet gedeihen. Die folgenden Zeilen, welche man in charakteristischer Melodie in den höchsten Tonregionen wild gesungen denken muß, gebeu ein gelungenes Bild volksthümlicher Raserei: Die Spottlieder sind voll naiven Übermuths und prickelnden Humors. Die folgenden vier Zeilen besingen eine Ortschaft in paarigen und unpaarigen Tacten, welche die trenesten Interpreten der Stimmung sind: Eine große Rolle spielen in jeglicher Art von Volksliedern die Ortsnamen, Gebirge, Flüsse, Dörfer, Städte, Blumen, Früchte, niit einem Worte alle Gegenstände des Volkslebens; ein gemeinsamer Zug ist ferner die bilderreiche Sprache, welche nur auf den ersten flüchtigen Blick als Nothbehelf für den Reim erscheint. Man nehme z. B. den „Hanf von Baksch" in dem vorhergehenden Gedichte! Und doch ist in Wahrheit selbst zwischen diesen lockeren Theilen irgend ein ideeller Zusammenhang, eine Congruenz. So ist das eben angeführte Beispiel dahin zu deuten, daß die Männer in Baksch noch nichtswürdiger sind als ihr Hanf. Viel schwerer ist es folgende Bilder zu verstehen: Fortgegangen ist der Sövärer Apsel, Und es fragt ihn der rothe süße Apfel, Nachgegangen ihm der weinsaure Apfel, Wohin ist wohl 'gangen der Sövärer Apsel? Ans der Fortsetzung dieses beißenden Spottverses erhellt, daß unter dem Sövärer Apfel der treulose Liebhaber, unter dem weinsauren Apfel ein Bote zn verstehen ist, den der rothe Süßapfel, das heißt das alte Mädchen (volksthümlich das große Mädchen) auf die Suche nach dem Treulosen schickte. Übrigens spielt der Apfel, namentlich in den Liebesliedern, keine kleine Rolle. Als Beispiel diene ein kurzes Gespräch zur Zeit, da nach dem schamhaften Angenniederfchlagen bei der Geliebten ein klein wenig Koketterie wieder zur Geltung gelangt: Hab' ich erst erwischt den Teufel, In den Sack ich stopf' ihn, Und je mehr er springt, je mehr auch Beutle ich beim Schöpf ihn. Bakfcher Hans wächst g'nug zum Spinnen, Bakfche Männer sind von Sinnen, Während sie beim Fenster schauen, Küssen Andre ihre Frauen. — Und wahr ist's! Schwälbchen sucht zum Nisten einen Platz, Was hast in der Schürze, du mein Schatz? — Habe Äpfel, kleine, rothe, rothe, rothe drein. Koste nur, sie schmecken rein, wie Wein. Jede dieser Gattungen ist auf einen Namen zurückzuführen, von dem sie ihren Ursprung hat, und es wäre nicht uninteressant, den Stammbaum der verwandten Melodien
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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