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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 392 -
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392 Frau, wenn sie sich sehen lassen will, barfuß geht und daß — sozusagen — ein negativer Bestandtheil ihrer häuslichen Kleidung ein rein gehaltener, gesund gebauter Fuß ist. Auf alle Fälle gibt es ganze große Bezirke, deren weibliche Jugend sich noch jetzt iu diesem Vorzug gefällt, uud ihre angeblich ehemals im Schwange gewesene Sitte, die rothen Stiefel auf der Kirchenschwelle beim Hineingehen an-, beim Heranskommen aber wieder auszuziehen, deutet nicht auf Armut oder Geiz, sondern darauf, daß man die bloßen Füße nicht nur nicht für unschicklich, souderu für an sich gefällig, ja für gesellschaftlich vorgeschrieben hielt. Darauf deutet auch der Umstand, daß man, besonders beim Mädchen- volk, die bloßen Füße nicht nur auf maigrünem Rasen, sondern selbst auf krachendem Eise sieht. „Frisches Mädel, schönes Mädel", heißt es. Dermalen ist der rothe Stiefel schon im Aussterben begriffen und an seine Stelle ist der theure Leder-, Atlas- oder Sammtschuh, das Schnür-, Zug- und künstlich gesteppte Nähmaschinen-Stiefelchen, in der Grauer Gegend sogar der hochrothe oder gold- und silbergestickte Pantoffel nebst Strumpf getreten. Hand und Unterarm sind bei der Arbeit und überhaupt am Werktage stets unbedeckt, an Feiertagen uud iu der Kirche aber desto sorgfältiger bekleidet. In den Städten sind, bei Ärmelkleidern mit langer Taille, Handschuhe allgemein. In den Dörfern ersetzt den Handschuh ein farbiges oder weißes Tuch, welches sorglich und nett über beide unbeweglich darunter ruhende Arme gebreitet ist. In größeren Städten ist bei älteren Personen der wohlhabenderen Classe der Muff allgemein; wie aber derselbe im Matyns- laude zu einem im Sommer und Winter unerläßlichen Bestandtheile der weiblichen Volkstracht geworden, das wäre wohl schwer ausfindig zu machen. Das Haar wird bei den Mädchen in der Mitte gescheitelt, rückwärts an der Wurzel in einen Knoten gebunden und fällt in einer oder zwei Flechten, mit breiter Bandschleife geschmückt, zur Taille nieder; in Städten und größeren Ortschaften wird es in zwei Partien geflochten, ja in der Umgebung der Hauptstadt sogar als Zopf aufgebunden. In weitem Umkreise krönt die Stirne ein perlengestickter Jungfernkranz (pürtu) und läßt farbige Bänder über Schläfe und Stirne herabfallen. Ohrgehänge trägt das ungarische Mädchen aus dem Volke nur selten. Mit Ringen sind die Finger der städtischen Fraueu bedeckt; auch in den Dörfern dürfen sie getragen werden, aber nicht aus Gold; silberne Ringe werden geradezu verachtet und den Dienstmägden überlassen. Die Hauben der Frauen sind in den verschiedenen Gegenden sehr verschieden. Es gibt hochgethürmte Spitzenhauben und altungarische Krausenhauben; steife Hauben mit Goldspitzen; eine halbe Hand breite Bandschleifen mit geringer Perlenverzierung; schwarze kegelförmige steife Hauben; netz-, schleier-, weinblatt-, wecken-, nußschalen-, bretzelförmige steife Hauben, welche letztere mittelst des durch ihren Rand gezogenen Bandes das rückwärts zum Kuoteu gerollte Haar zusammenhalten. Bei Nagy-Sarlö findet sich ein
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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