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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 405 -
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405 der Inwohner durchsetzt. Darum ist ihr Weißzeug von zweierlei Art: das „reine" (für Festtage) und das „räucherige" (für den Alltag), worunter aber beileibe kein „rußiges", das heißt schmutziges zu verstehen ist. Im räucherigen Gewand darf man einhergehen, im schmutzigen nicht. Je mehr man sich, dem Laufe der Drau folgend, Szigetvär nähert, desto weißer wird die Tracht, aber nur längs des Flusses, denn zwei Meilen vom Ufer landeinwärts beginnt schon die Farbe zu blühen und die Felder sprenkeln sich roth. Auf dem Szür, den die Männer über die eine Schulter werfen, schimmert zwar noch rothes Tuch, ist aber schmäler geworden. Das Haar ist noch hier und da in der Mitte getheilt und beschattet, in seiner vollen Länge belassen, Schultern und Rücken; nur die Locken längs der Schläfe sind in künstliche Knoten gebunden, eine heidnische Haartracht, gegen welche das Somogyer Comitat in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts einen förmlichen Ausrottungskrieg unternommen hat, obgleich selbst vornehme Männer, unter ihnen der Dichter Adam Horväth, die Haarknoten trugen. Die Frauen tragen das weiße Ärmelhemd (inZväll) und einen hoch über der Hüfte anschließenden Rock (dikla) aus Hausleinwand; davor eine branngeblumte Schürze, auf dem Kopfe ein steifes kegelförmiges Häubchen, mit schwarzer Seide überzogen. Es ist etwas in dieser Tracht, was an die Nachahmung altgriechischer Moden in den Pariser Septembertagen erinnert. (So sah es wenigstens vor dreißig bis vierzig Jahren aus, seitdem hat auch hier der Luxus und mit ihm die Verarmung an Raum gewonnen.) Verläßt man Szigetvär und betritt die Ormansäg, so findet man in den an die Drau stoßenden Waldungen des Baranyaer Comitats von Szigetvär bis Siklos die vierzig bis fünfzig Dörfer der Ormansäg, wo „das Volk sich weiß trägt". Die Kleidung der Männer besteht aus dem schon bekannten Weißzeug magyarischen Gepräges, aber nicht so verschwenderisch weitfaltig und auch nicht so kurz, wie oben angegeben worden. Alles ist einfach. Ihr Oberkleid ist ein weißer „alter (das heißt langer) Szür", wie ein Sack gerade geschnitten, bescheiden verziert. Sie tragen ihn auch nicht kokett auf die eine Schulter geworfen, wie in der Somogy gebräuchlich, und auch die Hand faßt statt des Beiles höchstens einen langen, dünnen, glatten Knotenstock, nicht zu kriegerischen Zwecken, sondern lediglich weil sich das ziemt. Statt des schweren, einem Helm kaum nachgebenden Hute der Somogyer sehen wir da den leichten Tuchhut, dem bei ledigen Burschen selten sein Blumenstrauß fehlt. Um den Hals endlich ist der unvermeidliche Schnappsack gehängt, nur für Lebensmittel, denn werthvollere Gegenstände pflegt man im Szür-Ärmel unter- zubringen. Es braucht nicht einmal eigens versichert zu werden, daß das junge Mannsvolk, ein schöner, strammer Schlag, von der Einfachheit der Väter abweichend auch hier seine Gala hat und es darin allen Burschen des Landes gleich thut, nur mit dem einzigen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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