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außerordentlich schwierig und gefahrvoll, weuu nicht unmöglich. Wie überall iu deu jung-
fräulichen Ländern, in denen die Cultur noch nicht Boden gewonnen und Wege gebahnt,
bildeten die Wasserstraßen die natürlichen, vielleicht einzigen Verkehrsadern, die von den
Eingeborenen aus ihren leichten Kähne« und Flößen befahren wnrden und aus den Seen
den Perkehr mit der Außenwelt vermittelten. Deshalb sind auch gerade am Ein- nnd
Ausfluß der Gewässer des Sees die Ansiedlnngen am häufigsten.
Was die Nahrung betrifft, so boten der See und die Flüsse den geschickten Fischern
der Porzeit gewiß weit mehr Beute als jetzt. Zahlreiche Reste von Netzen und Netzseukeru
aus Steiu und Thou, Fischhaken und Fischangeln aus Bein und Feuerstein weisen nebst
den zahlreichen Skeletresten von Fischen in den unter der Ansiedlnng aufgehäuften Küchen-
abfälleu auf de» ausgebreiteten Betrieb der Fischerei. — Ebenso reich an Wild waren
die Wälder uud Gebirge. In den Abfällen der oberösterreichischen Pfahlbauten finden
wir eine Wildfauua, welche der Jetztzeit oder dem Mittelalter wenigstens ganz ähnlich
ist. Am zahlreichsten sind die Reste des Hirsches, dessen Geweihstangen zu vielerlei Geräth
Verwendung finden, die des Wildschweines und des Rehes; die Gemse fehlt bis jetzt
gänzlich. Das Elenn, der Wisent, der Urochse und der Steinbock sind in der Schweiz
häufig, in Oberösterreich aber gar nicht gefunden worden. Ziemlich häufig scheint auch
der brauue Bär gewesen zu sein, dessen Fell als Lagerdecke gewiß geschätzt war und dessen
Eckzähne deu Schmuck des Jägers gebildet haben mochten. Der Hund als treuer Gefährte
hat damals schon den Jäger begleitet. Wir fanden ihn in acht Exemplaren. Er war von
kleiner Nace, vielleicht ähnlich unserem Spitz, welcher, früher weit verbreiteter, eine uralte
Form zu repräfeutireu scheint und in einer größeren Art noch jetzt eines der wichtigsten
Hausthiere der Samojeden ist. Bei der Eber- und Bärenjagd hat dieser Hund aber den
Jäger nnr wenig unterstützen können, der wohl auch mehr durch List, durch Gruben und
Fallen, als im offenen Kampfe sein Ziel zu erreichen suchte.
Bezeichnend für die ganze Epoche sind die Hansthiere, deren Zucht eine ausgebreitete
gewesen sein mußte uud für deren Erhaltung die Weiden in den Waldblößen sowie die
Alpenwiesen Oberösterreichs vou Hervorrageuder Wichtigkeit waren. Zahlreicher daher als
die Knochenreste des Wildes sind die des Rindes und des Hausschweines in den Psahlbau-
niederlassnngen. Im Attersee fand sich nur eine Rinderrace. Zunächst häufig ist das Hans-
schwein, welches nicht vom Wildschwein abzuleiten ist nnd dessen Ahnen im verschwundenen
Torfschwein gesucht werden müssen. Endlich sind als Hansthiere noch die Ziege und das
Schaf zu nennen. Nnr das Pferd fehlt, wenigstens in den Pfahlbauten am Attersee; es
kann aber in dieser Periode schon nachgewiesen werden und dürfte in den Gebirgs-
gegenden vielleicht nur deshalb nicht gezüchtet worden sein, weil seine Verwendung nicht
allgemein sein konnte.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch