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Nach dein Tode Königs Ladislaus erhob sich von neuem der Unfriede. Friedrich
nahm als der Älteste des Hauses ganz Österreich in Anspruch; die Erzherzoge Albrecht V.
und Sigmund beriefen sich auf die Habsburgischen Hausverträge, die nur eine Gesammt-
regiernng der Herzoge kannten. Die vier Stände ob der Enns beschlossen, bis zur Einigung
ihrer Herren das Land selbst zu verwalten. Erst die von Böhmen drohende Gefahr
verglich die Fürsten (3. Augnst 1458). Dem Kaiser sollte Niederösterreich, dem Erzherzog
Albrecht Oberösterreich erblich zufallen.
Nun nahm Albrecht VI., der einzige Landesfürst von Oberösterreich, in Linz seinen
Sitz. Die Zeitläufe gestalteten seine Herrschaft zu keiner glücklichen. In Linz, Freistadt
nnd Euus wurde seine schwarze Münze geschlagen, im Volksmnnde als „Schinderlinge"
verrufen. Arbeitslohn »nd Waaren stiegen im Preise; stets geldbedürftig für seine weit-
ausseheudeu Pläne, verpfändete Albrecht Städte, Gerichte uud Herrschaften. Von den
niederösterreichischen Ständen gerufen, erzwang er
1462 auch die Abtretung des Landes unter der Euus.
Am 2. December 1463 starb er eines uuvennuthete»
Todes — ei« Mann rasch in Entschlüssen, kriegs-
und ruhmbegierig, Gefahren verachtend, großmüthig Z>ibcrpse»>>>>, mbre-M > >',
gegen seine Feinde, jähzornig, eitel und verschwenderisch, wie ihn Äneas Silvius schildert.
Seine Gemalin, die Wittelsbacheriu Mechthilds (gestorben im Jahre 1482), eine hoch-
gebildete, sür Kunst nnd Wissenschaft empfängliche Frau, deren glänzende Hofhaltung
in Rottenbnrg am Neckar eine der letzte» Zufluchtstätten der Ritterdichtung und des
aussterbenden Ritterthums war, stand in vielseitigen literarischen Beziehungen. Noch
lange Zeit war sie dem Volke nnter dem tranlichen Namen des „Fräuleins in
Osterreich" bekannt.
Olierösterreich fiel wieder an Kaiser Friedrich znrück. Seine dreißigjährige Regierung
ist gekennzeichnet durch die Fehden unbotmäßiger Vasallen, die Streiszüge des böhmischen
Adels bis an die Donau »nd den Verlnst Niederösterreichs an die Ungarn. Nach langen.
Irrfahrten im Reiche »ahm Kaiser Friedrich 1490 seine» bleibenden Aufenthalt in Linz;
im Schlosse, welches er aus dem Verfalle erhob, hing er alchymistischen nnd astrologischen
Träumereien nach. Sein Tod, der am 19. Angnst 1493 erfolgte, bezeichnet de» Anbruch
eiuer ueuen Zeit.
Erst in dem letzten Zeitraume des scheidende» Mittelalters ist das bürgerliche
Element in Oberösterreich z»r Bedeutung gelangt. Zu den älteren fünf Städten habeu sich
noch Gmunden »nd Vöcklabruck gesellt. Wie anderwärts lag das Stadtregimeiit
ursprünglich iu der Hand der Geschlechter, der handeltreibenden Bürger. Ihnen wnrden
Richter uud Rath entnommen; die freie Wahl des Richters ist ein spätes Geschenk der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch