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der Stände, die Huldigung von Bedingungen abhängig zu machen, entgegengetreten, hat
er das Faustrecht zu unterdrücken gewußt.
Dem Kampfe der Geister auf dem Gebiete des religiösen Lebens vermochte er aber
nicht Einhalt zu gebieteu. Adel uud städtische Bevölkerung wurden zuerst von der Bewegung
ergriffen. Des Landeshauptmanns Sohn Christof Jörger wurde vou Luther unterrichtet,
seine Mutter stand mit dem Reformator im Briefwechsel; die Grafen von Schannberg, die
Herren von Starhemberg, vou Traun uud von Schedenberg haben frühzeitig ihre Augen
auf Wittenberg gerichtet. In Waizenkircheu hat der Gesellpriester Leonhard Keyser im
Sinne Luthers gelehrt und nachmals, auf baierifchem Gebiete ergriffen, in Schärding den
Feuertod erlitten (1527). In der Landeshauptstadt veröffentlichte der deutsche Schulmeister
Leonhard Freislebeu eiue Schrist Bngenhagens; durch die Buchsührer wurden Flug- n»d
Schmähschriften und Spottlieder im Lande verbreitet, Gmnnden nnd Enns wurden bald
für die neue Lehre gewonnen. In Steyr vor allen fand sich vorbereiteter Boden. Zahlreich
waren hier schon vor mehr als einem Jahrhundert die Anhänger der Waldensischeu Lehre
(1395 bis 1397); genährt durch die hussitische Propaganda, hatte sich die Häresie im
gesicherten Dunkel erhalten. Schon 1520 scheint der Barfüßermönch Patrizins ebenso „das
lautere Wort Gottes" gepredigt zu haben als Bruder Ealixtns fünf Jahre später. In
Mondsee warfen mehrere Mönche das Ordenskleid ab und Kloster Garsten gab Steyr
den ersten evangelischen Pfarrer. Ein großer Theil der neue» Prediger rekrutirte sich aus
abgefallenen katholischen Weltpriestern nnd entlaufenen Mönchen, welche nicht zögerten,
sich zu beweiben.
Aus den Schlössern nnd den Städten drang die Nachricht von der evangelischen
Freiheit unter die Banern, deren schlichtein Sinne sie Erleichterung ihres Joches oder
gänzliche Befreiung zu verheißen schien; denn die Belastung der Holden hatte sich fort
und fort gesteigert, mitunter herbeigeführt durch die zunehmenden Kriegsbedürfnisse, zum
Theil durch Willkür der Herren.. Hierzu kam noch die Bauulegung der Wälder und
maßlose Hegung des Wildes, zumal der Wildschweine. Mit Recht klagten die Unterthanen,
daß mgn sie schinde und schabe.
In Salzburg erhoben sich die Bauern gegeu ihre Herreu uud besetzten (31. Mai 1525)
Straßwalchen und Mondsee. Nun rotteten sich die Holden von Kammer, Kogl nnd
Frankenbnrg zusammen, um sich der ansgedrnngenen Lasten zu entledige»; schon fiel das
Wort, fürderhin keiner Obrigkeit mehr Gehorsam zu leiste». Bürger und Bauern von
St. Georgen ergriffen die Waffen, rührten zuerst Glocken und Trommeln uud boten
im ganzen Attergan anf. Ein Aufruf der weltlichen Stände goß nnr Öl in das Fener,
die ständischen Abgeordneten wurden verjagt. Die Atterganer und siebenundzwanzig
Pfarren schlössen sich zusammen zum Bunde. Hans Bayr wnrde zum Bauernhauptmann
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch