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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Seite - 136 -
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136 Angreifer abzuwehren snchen. Endlich rücken die als Weiber verkleideten Buckelkorbträger ins Treffen. Sie greifen einer in den Korb des andern nnd werfen die darin befindlichen Topf- und Schüsselscherben mit Gewalt an das Hausthor, so das; es laut erkracht. Auch ein als „Habergeiß" verkleideter Bursche, der von mehrere» „Dirndl'n" geführt wird und die tollsten Sprünge macht, kommt den Angreifern zn Hilfe, so das; diese endlich in das Haus eindringen. Der neue „König", das Kind iu der Wiege, wird in die Stube getragen und von dem neuen Ehepaare unter lärmendem Jubel gewiegt. Dieses bewirthet nun die willkommenen Eindringlinge mit Brod und Most; dazu schlägt man die Zither, singt und tanzt. Im Kranz, den die Braut auf dem Haupte uud der Bräutigam auf dem Hut und am Arme trägt, dürfen die Rosmarinzweige nicht fehlen. Sie fehlen auch uicht, wenn der Todte anf dem „Brette" liegt: ein Büschlein Rosmarin nnd „Todtenkräutleiu" („Wein- kraut") duftet auf seiner Brust; Jüngliugeu und Jungfrauen, die der Tod geknickt, setzt man Rosmarinkränze auf das Haupt; eiueu Rosmariuzweig taucht mau iu Weihwasser und bespreugt damit den Todten; Rosmarinbüschchen legt man ihm iu die Bahre nnd wirft ihm solche nach in das Grab. Den Todten bewahrt das tiefe Gemüth des Oberösterreichers innige Pietät. Schon die Leichen gebräuche sprechen davon. Stirbt in einem Hanse der Bater oder die Mutter, so wird deren Tod der ganzen „Wirthschaft" angezeigt; den Rindern im Stall und den Bäumen im Garten, besonders denen, die der Todte selbst gepflanzt, wird dessen Hinscheiden verkündet, sie würden sonst trauern und die Bäume würden jahrelang keine Frucht mehr tragen. Insbesondere eilt man alsbald zu deu Bienenstöcken nnd rnft hinein: „Liebe Bein' (Bienen), der Bauer ist g'storibn (gestorben)". Die Leiche wird möglichst schön auf das „Brett" gelegt uud aufgebahrt, den Rosen- kranz, den man ihr einst in das erste Bad gelegt, um die gefalteten Hände, ein Crucifix zu Häupten, ein Licht zur Seite Tag nnd Nacht. Nachbarn, Bekannte und Verwandte kommen unter Tags die „Leiche anschalten" uud dabei zu beten; Abends aber versammelt sich die ganze Nachbarschaft zum „Gaumen" oder Nachtwachen. Dabei werden Rosenkränze und Litaneien gebetet und Trauerlieder gesungen. In den Zwischenpausen wird den Trauergästen Brod, Most nnd Branntwein gereicht. Das Brod spielt überhaupt eine bedeutsame Rolle in den Todtenbräucheu: Brod reicht man, wie gesagt, beim „Nachtwachen", Brod bekömmt der Bote in jedem Haus, wohin er die Einladung zur Theilnahme an der Beerdigung bringt, ein Laib Brod wird allen gereicht, die zur Beerdigungsfeier in das Tranerhans treten, und jeder schneidet sich ein Stückleiu davou ab, mit Brod und Branntwein werden die Leidtragenden vor Beginn des Condnctes bewirthet, Brod erhält der Fnhrmauu, der die Leiche zum Friedhofe führt,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Oberösterreich und Salzburg
Band
6
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1889
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.03 x 24.86 cm
Seiten
650
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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