Seite - 171 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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„zweimal auf — und zweimal drauf". . . .; „zwölfmal auf — und einmal drauf"; „auf,
daß's kracht — drauf, daß's pascht — und aft> rast's." Haben die Maurer eine größere
Arbeit begonnen und kommt ein unberufener, aber nicht unwillkommener Neugieriger
dazu, um sich die Sache anzusehen, so wird er „eingeschlossen", das heißt, man sperrt ihm
mit einer Schnur den Weg und thut dieses mit dem Spruch:
„Sie haben sich vergangen,
Und sind jetzt gefangen.
Wir thun Sie verschließen;
Es darf Sie nicht verdrießen.
Wir verschließen Fürsten, Grafen und Edelleut'; Das ist der Maurer Pflicht und größte Freud'.
Wer diesen Bau will betrachten,
Darf ein kleines Trinkgeld nicht achten.
Wir verschließen Sie auf ein Glas Bier oder Wein,
Dann wird derAusgaug wieder offen und frei sein."
Wer die richtigen Gegensprüche und Fragen zu stellen weiß, so daß er dadurch die
Maurer um die Antwort in Verlegenheit bringt, kommt ohne „Trinkgeld" los, ein Anderer
aber nicht. — Ist das Haus vollendet oder wird in ein Gewölbe der letzte Ziegel eingesetzt,
so geschieht dieses nicht ohne Feierlichkeit, nicht ohne herkömmlichen Spaß und Spruch. —
Der Bauherr oder dessen Frau muß den „Zwickel", so nennt man den letzten Ziegel,
einschlagen. Ein Maurer steht aber mit einem Besen da und wehrt mit demselben die
Wucht eines jeden Schlages ab; ja es befindet sich vielleicht sogar ein anderer auch unter
dem Gewölbe uud stößt den Schlußziegel uach jedem Schlage wieder zurück; der Bauherr
muß die Schläge wiederholen! Indessen macht ein dritter Arbeiter auf einer bereitgehaltenen
Holzlatte Strich um Strich, bei jedem Schlage einen, bis der „Zwickel" festsitzt. So viele
Striche zuletzt die Latte zeigt, so viele Maß Most oder Bier muß der Bauherr preisgeben,
daher auch der Spruch dabei gesagt wird:
„Angfangt' hamma in Gottes Nam',
G'macht hamma's, so gnet ma's kinna ham.
'S wird wohl 'n Bauherrn a paar Maß kosten; Er kann uns koan Laahn^ und koan Bng'l^ zoagn.
G'arbeit' hamma nach der Latten und Schnur:
Ziegel, geh in dein ewige Rueh."
Frohes Schaffen, muntere Arbeit, geheiligt durch uralte Bräuche, nicht selten von
übersprudelndem Übermuthe begleitet, fiud so recht nach dem Sinne des an Leib und Seele
kerngesunden Volkes in Oberösterreich.
Alundart, Dialect und Volksdichtung.
Wer vom Almsee oder von Hinterstoder aus den mächtigen Gebirgsstock übersteigt,
der Oberösterreich von Steiermark scheidet, dem wird es nicht entgehen, daß das mnntere
Volk der Sennerinnen, das auf dem wild zerklüfteten Hochplateau des Todten Gebirges
steirisches Vieh hütet, nicht nnr andere Lieder singt und andere Kleider trägt, sondern auch
eine etwas andere Sprache spricht als ihre Nachbarinnen an der Steier und Alm. Ein
' Dann, nachher. — 2 Vertiefung. — * Höcker.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch