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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Seite - 173 -
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173 Differenzirung hat die Aussprache des l zur Folge, das im oberen Mühlviertel auch nach Vocalen kräftig tönt, in den übrigen Gebieten aber vocalisirt wird. Dazu kommen mancherlei lexikalische Unterschiede. Östlich von der Traun heißt „beiden" dem Käufer Credit geben, in den westlichen Gauen heißt es warten und leihen. „Frad" heißt dort eine wunde Stelle, hier auch ein Taugenichts. „Raad" ist in den östlichen Gebieten gleichbedeutend mit Gereute, im Sauwald heißt es auch das zum Verkohlen bestimmte Holz, und der Köhler, den man sonst Kohlenbrenner nennt, heißt dort Raadbrenner. Der Bauer um Peuerbach nennt einen hitzigen Menschen „ehri", einen geschickten „g'firi", das Stiefelrohr „Bnling", das Kornmandel „Bögl", den Dienstboten „Ehaldeu", den gährenden Brodteig „Kick", ein kleines Hühnerei „Urigerl", ein junges Huhn „Singerl" — Wörter, die dem Trannviertler völlig unbekannt sind. So ließe sich beispielsweise aus dem engbegrenzten Gebiet zwischen der Mattig und dem Engelbach eine lange Reihe von Wörtern anführen, die in den anderen Gebieten entweder ganz unbekannt sind oder doch eine andere Bedeutung haben. Durchgreifender als die lexikalischen Verschiedenheiten sind die Abweichungen im Vocalismus, da sich dieselben auf eine große Anzahl betonter Stammsilben erstrecken. Das lange o wird in jedem Gau anders, selten aber o ausgesprochen. Östlich vom Hausruck bis gegen die Enns und westlich von der großen Mühl hat es sich zu eo diphthougirt, man spricht also greoß, reod, teod, Breod, Neoth, Reosen, Teod. Östlich von der großen Mühl hat sich o in die nämlichen Laute aufgelöst, nur wechseln o und e die Stelle und die obigen Wörter lauten groeß, roed, toed u. s. w. Dabei hat in beiden Fällen der erste Laut den Ton und o öffnet sich nach a hin. Westlich vom Hausruck bis an den Inn ist o durch einen Diphthong vertreten, den die Dialectorthographen dnrch on oder au zu bezeichnen geneigt sind, so daß die obigen Wörter wie grouß, routh, toud oder gar grauß, rauth, taud lauten. Eine ähnliche Mannigfaltigkeit zeigt das alte ei. Zwar ist dieser Laut im ganzen Gebiet vorherrschend, im Traunkreis fast ausschließlich durch den an französisches oi erinnernden Diphthong öa vertreten, doch erscheinen am Hansruck und im oberen Mühlviertel dafür beachtenswerthe Varianten. In einer größeren Zahl von Wörtern hat sich der erste Theil dieses Doppellautes zu einem dumpfen a gesenkt, dem ein deutliches i folgt, so iu Ai'a (Eiche), Maisn (Meise), Waid (Viehweide), Haider (heiter), i haiß' (ich heiße). Vor m und n ist in den nämlichen Gebieten für ei ein ni eingetreten, wobei m und n völlig verschwuudcu sind: Rni (Rain), kni (keine), Stni (Stein), i wui (ich weine), i nun (ich meine), dahuit (daheim). Der Vertreter des gemeindeutschen eu und des ie der Verba der U-Classe ist vom Hausruck bis gegen die Enns io, in den übrigen Gebieten oi; man spricht also dort Tiofl (Teufel), hior (Heuer), friof'n (frieren), gioß'n (gießen), hier aber Toifl, hoir, frois'n, goiß'n. Von geringerer Bedeutung für die Charakteristik der Landessprache, weil auf engere Grenzen beschränkt, doch aber als sprachgeschichtliche Kuriositäten erwähnenswerth, sind
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Oberösterreich und Salzburg
Band
6
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1889
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.03 x 24.86 cm
Seiten
650
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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