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Auch das eigentliche mehrstrophige Lied, das sich aus Vorzeitigen zusammensetzt,
ist nicht selten:
In Wald bin i ganga
Han's gehn vergessen,
Und da is a schens Diernderl
In Baam ob'n gsessen.
Aft i ruck i mein Hueterl,
Geh schen gleined- sür,
Und aft steigt das schen Diernderl,
Glei aba zu mir. A Diernderl is gwesen
So schen und so mild,
Und i d'Kira hätt's taugt,
Waar a wunderschens Bild.
Und wann ma's i d'Kira
Thaat auffi macha,
Und wia wurd's halt auf d'Buama
Schen abalacha.
So einfach und anspruchslos die Mache dieser Liedchen ist, so ungelenk Vers und
Reim dem feingebildeten Ohr erscheinen mögen, so sind ihnen doch Vorzüge eigen, die
manchen Prodneten der Kunstdichtung abgehen. Zu diesen Vorzügen zählt die Neigung
zum bildlichen Ausdruck und die Gewandtheit in der Handhabung desselben.
Gewöhnlich ist das Naturbild, das an die Spitze des Liedes tritt, weniger Schmuck
als Bedürfniß, es ist vielmehr ein unentbehrlicher Halt, an den sich der nachfolgende
Gedanke anlehnt. Oft ist ein bestimmter Zusammenhang des Bildes mit dem Gegenstande
gar nicht ersichtlich.
Der Trannstoan is gspitzat,
Ban Boden is er rund,
Und wo sand denn di aufrichtig'»
Dierndel hiatznnd? A Schneeberl hats gschnieb'n
Alle Bergerl sand weiß,
Und i woaß ma schon wider
A Diernderl a neus.
Öfter steht zwar der Gedanke im Zusammenhang mit dem Naturbild, doch ist die
Beziehung sprachlich nicht angedeutet, so daß das Auffinden derselben zum aumuthigen
Räthselspiel wird.
Zwoa Fischerl in Wasser,
Zwoa Haaserl in Klee,
Und da lacht halt mein Diernderl,
Wann i daher geh. Zwoa schneeweiße Täuberl
Die slieg'n übers Haus,
Und s' Diernderl, das ma b'schaffen is.
Bleibt ma not aus.
Manchmal verkehrt die Laune des Sängers die Ordnung und stellt das Bild an
die zweite Stelle:
s' Diernderl hat d'Lieb aufg'sagt
Daust'n in Wald; Und hiatzt hats a kloans Schneberl gschieb'n,
Drum is so kalt.
Ist die Zahl dieser Lieder so groß als die der witzigen Einfälle des Sängervolkes,
so ist ihr Inhalt so mannigfaltig, als das menschliche Gefühl wandelbar ist. Da die Träger
' Nachher. - Still.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch