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Waldes Platz. Manchem Freunde einer ursprünglichen Waldlandschaft blutet das Herz
darob — doch was vermag der „sonderbare Schwärmer" gegenüber dem mächtig
uivellirenden Zuge der Zeit! — Emsig regt es sich dagegen überall auf dem Gebiete der
Forstcultur: ausgedehnte zahlreiche und musterhaft gepflegte Pslauzschulen beschaffen
nicht nur den Bedarf der inländischen Forsteten, sie liefern auch, einen Theil der Cultur-
kosten deckend, Millionen von Fichten-, Lärchen- und Kieferpflanzen überland bis in den
Süden der Monarchie.
Der Holzhandel Oberösterreichs bewegt sich hauptsächlich in drei Richtungen: nach
Wien, als dem großen inländischen Holzhandel-Emporium, so ziemlich aus allen Theilen
des Landes; nach Norddeutschland aus dem nach Böhmen gravitirenden Nordosten mit
Vermittlung dieses Nachbarlandes; nach Baiern und Süddeutschland aus dem inneren und
westlichen Oberösterreich. Der oberösterreichische Holzexport ist von 0 6 Millionen im
Jahre 1870 auf 2 25 Millionen Gulden im Jahre 1878 gestiegen, seitdem auf etwa eine
Million gesunken. Der Köhlerei und dem Torfstiche, diesen früher lebhaft betriebenen
Nebengewerben der Waldwirthschaft, ist es ähnlich ergangen, doch haben die Lieferungen
zur Holzstoff-Fabrication eine festere Tendenz bewahrt und der immer noch lebhafte Holz-
verkehr nach Wien erhält die vielen Wassersägen und das wackere Volk der Flößer in
reger Thätigkeit.
Man hat den, unseren Forsten im Jahresdurchschnitt erfolgenden Zuwachs pro
Hektar mit rund dreieinhalb Festmeter berechnet, woraus sich eine Jahresnutzung von
1,452.000 Festmeter ergäbe, die indessen thatsächlich höher ist. Dieser Anschlag ergibt für
63 Procent Feuer- und 37 Procent Nutzholz einen Werth von etwa 5 Millionen Gulden,
der sich durch das Volkseinkommen aus deu Nebeunutzuiigeu, einschließlich der Jagd, aus
den forstlichen Nebingewerben u. s. w. auf circa 7 Millionen erhöht und in dieser Ziffer
4 bis 5 Millionen Arbeitsverdienst enthält. Der Wald ist also trotz der Ungunst der Zeit-
verhältnisse noch immer eine ergiebige Quelle des Volkseinkommens. Tausend und aber
tausend geschäftige Hände regen sich in seinem Dienst und die Arbeit, die er bietet, ist ein
Segen für das Laud, weil sie nicht entnervt und zerstört, sondern kräftigt und beglückt.
Mit dem Walde und der Forstwirthschaft in inniger Verbindung, man darf sie wohl
die Schwester der beiden nennen, ist die Jagd. Oberösterreich ist in jagdlicher Beziehung
von der Natur ganz besonders begünstigt. Während in dem Hochgebirge, welches das
Land in seinem ganzen Süden umspannt, Edelhirsch, Gemse und Auerhahn die hohe Jagd
zu einer durch deu Zauber der gottbegnadeten Natur besonders reizvollen gestalten, bieten
das reiche Flach- und Hügelland im Innern und die Berglandschaft an der baierisch-
böhmischen Grenze, dort mit der steten Abwechslung von Saatfeldern und kleineren
Holzungen, hier mit dem Reichthum an Forsten, im Herzen des Landes hinwieder mit den
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch