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Richtung ein. Er trägt bis zum Katschberg als die Untergruppe der Pöllaer Alpen und
von da östlich als jene der Stangalpe zumeist die Südgrenze Lungaus. Der Ouerrücken
der kleinen Tauern vom Schöneck nach Süden und jener der Stangalpen vom Königstuhl
uach Norden endlich begrenzen den Luugau im Osten.
Von diesem zumeist hohen Grenzrande laufen allseits gegen das Murthal und die
Mitte des Gaues couvergirende hohe Querkamme aus. Sie lassen nur wenig Raum zu
Thalbildungen, und so ist der Lnngan, wenn auch nicht gerade die höchste Bodenerhebung
Österreich-Ungarns, doch jedenfalls ein hochgelegenes Gebirgsbecken mit rauhem Klima,
dessen zwei größte Ortschaften im Längenthale der Mnr in einer Seehöhe von 1.068 und
1.021 Meter liegen.
Die Mnr entspringt nnsern von der Arlscharte in der südwestlichen Ecke des Lungaus.
Sie fließt mitten durch Lnngan in westöstlicher Richtung nnd tritt an der Ostgrenze
nach Steiermark über. In ihr Flußgebiet gehören mit Ausnahme von einigen unbedeutenden
Bächen an der Südspitze des Ländchens, welche zur Lieser eutschlüpfeu, alle Wässer des
Lungaus. Nur die Mur entlang steht der Luugau mit der Welt in leichter Verbindung,
während er sonst überall durch hohe Gebirge von den Nachbarländern geschieden ist, und
wenn ihn auch uralte historische Vorgänge, die Verdienste des Erzstistes Salzburg um die
Christiauisiruug der Alpeuländer nnd Schenkungen frühe an Salzburg gebracht haben, so
kann doch seine geographische Zugehörigkeit zu diesem Lande, von welchem er durch die
Riesenmauer der Tauern getrennt ist, nicht behauptet werden.
Uber den einzigen fahrbaren Paß zwischen Salzburg und dem Lnngan, den
Radstatter Tauern (1.738 Meter), betreten wir den Boden Lungaus. Die vortreffliche
Straße, die, wie auf ihr gefundene Meilensteine beweisen, schon von den Römern benützt
wurde, beginnt an der Eisenbahn bei Radstadt.
Das oberste Gebiet des Tauern, das Tanernkaar, ist als eine eigentliche Lücke im
Kamm weit und offen. Bis znhöchst übergrünte Mulden legen sich übereinander; selten
brechen die Felsrippen durch die obere grüne Schichte, vielmehr ist dieselbe mit der Knie-
föhre nnd den Sträuchen des Rhododendron bedeckt und zur Blütezeit der Alpenrosen
kleidet sich die Tauernhöhe förmlich in Rosa. Erst in einiger Entfernung von der Straße
bauen sich die Hochspitzen über den tiefen Gründen um das Joch auf.
Bis zum Tanerngasthaus Scheidberg, wohin sich die Straße von der Höhe rasch
senkt, bleibt der Charakter des obersten Taurachthales derselbe lebensvolle. Nur möge sich
Niemand täuschen! Gerade weil die Lücke dem Schneesturm freie Bahn und der weite
Grund ihm Raum sich auszurasen gewährt, zählt die Strecke von der Tauernhöhe bis
Scheidberg zu den gefährlichsten. Bei Scheidberg wird das Thal durch die Annäherung
der östlichen Berge an die Straße enge, die grüne Sohle häufig auf die Breite weniger
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch