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wir nicht. Aus dieser Zeit der Neuordnung stammen unsere ältesten ganz sicheren Nach-
richten über die Gründung und die ersten Schicksale des Bisthums, sowie ei» vollständiges
Verzeichniß der Besitzungen desselben, welches der Reichsregierung zur Prüfung und
Bestätigung vorgelegt werden mußte. Letztere erfolgte nebst der höchst werthvollen Ver-
leihung der Gerichtsbarkeit über die auf kirchlichem Grunde ansässigen Personen, welche
damals bereits sicher nach vielen Tausenden zählten, so daß auf allen Kirchenherrschaften
nicht die weltliche Obrigkeit, der Graf, sondern der vom Bischof erwählte Bogt zu Gericht
sitzen und an Stelle des königlichen Fiscns der Bischof die Strafgelder einziehen sollte.
Doch bildeten diese Kirchengüter keineswegs ein zusammenhängendes Gebiet, sondern sie
waren innerhalb des Sprengels nnd noch in den Nachbardiöcesen verstreut; am dichtesten
lagen sie in Baiern an beiden Seiten des Inn zwischen Wasserburg und Mühldors nnd
gegen Salzburg au der Alz und Salzach. Die Wichtigkeit der Karolingischen Periode
spiegelt sich auch in der Sage vom Kaiser Karl wieder, der im Untersberge schläft.
Durch die Besiegung der Avaren und die Ausdehnung der fränkischen Herrschaft
über das westliche Ungarn in den letzten Jahren des VIII. Jahrhunderts wurde der
Wirkungskreis der Salzburger Kirche wesentlich ausgebreitet. Ja man erhält aus den über-
lieferten Urkunden uud Nachrichten den Eindruck, daß diese carautauischeu uud pannonischen
Angelegenheiten von nun an ans lange Zeit den wichtigsten Theil der Pflichten und
Interessen der salzburgischen Oberhirten gebildet haben. Wenn man bedenkt, welch
bedeutende Culturarbeit durch die Germauisiruug und Bekehrung so ausgedehnter Land-
striche geleistet worden ist, welche geschichtliche Wichtigkeit für alle Folgezeiten die Ein-
beziehung Niederösterreichs, Steiermarks und Kärntens in den Bereich der deutschen Nation
und des deutschen Reiches beanspruchen darf, so wird man dem Salzburg des IX. Jahr-
hunderts eine Rolle von größerer Bedeutung nicht absprechen können. Die Erzbischöfe
dieser Zeit hielten sich sehr häufig in den östlichen Gegenden auf, und es wird uns eine
ganze Reihe von Kirchen überliefert, welche von ihnen im westlichen Ungarn, besonders am
Plattensee, geweiht worden sind. Auch die zahlreichen dem heiligen Rupert gewidmete»
Gotteshäuser Kärntens und Steiermarks, die vielen Orte, welche noch heute diesen Namen
führen, beweisen allenthalben den salzburgischen Einfluß. — Da auch die Bischöfe vou
Pafsan und die Metropoliten von Aqnileja in denselben Gegenden thätig waren, so wurde»
sichere Grenzfeststellungen nothwendig, und diese erfolgten in dein Sinne, daß das Gebiet
südlich der Drau der Dioeese von Aqnileja, das Gebiet nördlich der Alpen, also das
Donauthal, jener von Passau zugewiesen wurde; was dazwischen liegt, also Kärnten und
Steiermark und Oberungarn bis an die mittlere Donau, blieb bei Salzburg.
Unter den späteren Karolingern, besonders unter Ludwig dem Deutschen erwarb
das Erzbisthum in diesen Gegenden auch sehr ausgedehnte Güter, welche zum Theile bis
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch