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dem Herzog die Thore und vereinigte sich mit ihm zur Absetzung des Erzbischofs. Denn zu
diesem Äußersten entschloß sich Max sogleich, da die Mnthlosigkeit des Gegners nnd der
Abfall seiner Getreuen ihm die Möglichkeit gewährten, anstatt eines unruhigen nnd wider-
spenstigen Nachbars sich einen gefügigen zu schaffen. So geschah also das Unerhörte, daß ein
rechtmäßiger deutscher Reichsfürst von seinesgleichen ohne weiteres bei Seite geschoben
wurde. Wolf Dietrich war mit vielem Geräth und Gelde nach dem Lnngan und von da
nach Kärnten geflohen. Schon hatte er den Boden dieses Landes erreicht, als ihn die
nachgesandten baierischen Reiter ereilten. Er wurde in enge Haft nach Werfen, dann
nach Salzburg geführt. So überwältigt und von allen Seiten verlassen, gab er dem
Drängen abzudanken nach, um nur die Freiheit wiederzuerlangen. Alsbald wurde ein
nener Erzbischos der baierischen Partei gewählt, aber diesem und dem Herzog Max galt
Wolf Dietrich als ein viel zu gefährlicher Mann, als daß man gewagt hätte, ihn frei
zu lassen. Er wurde trotz seiner Proteste und trotz des Einschreitens des Kaisers fortdauernd
in enger Haft gehalten, in welcher er fünf Jahre nach seiner Abdankung starb — ein
resignirter und gebrochener Mann. Hatte er auch durch Willkür und Übermuth sein Schicksal
selbst heraufbeschworen, so bleibt doch unbestreitbar, daß er schließlich treulos und hart
und gegen alles Recht behandelt worden ist. Sein Leichnam ruht in der von ihm erbanten
prächtigen Gabriels-Kapelle. Eine Anzahl vornehmer Kunstwerke werden Wolf Dietrichs
Nanien noch durch manches Jahrhundert in dankbare Erinnerung bringen.
Unter Marcus S i t t i cus von Hohenems, dem neuen Erzbischof, stellte sich die
Nothwendigkeit heraus, abermals gegen den im Gebirge immer mehr sich verbreitenden
Protestantismus vorzugehen. In Gastein bekannten sich bei vorgenommener Revision von
2.500 Erwachsenen nur 300 zum Katholicismus. Die Missionen, welche veranstaltet
wurden, wollten anfangs wenig helfen, bis Drohungen und Zwang angewendet wurden.
Da unterwarf sich Alles, mir ein kleiner Theil wanderte aus. Marcus, ein lebenslustiger
und Prachtliebeuder Mann, erbaute Hellbrunn und zwei andere Schlösser in dessen Nähe,
starb aber schon 1619 im Alter von 45 Jahren.
Nun bemühten sich Baiern nnd Österreich in gleicher Weise, die Wahl eines Prinzen
ihrer Häuser zu erwirken, doch die Domherren hielten fest an dem von Wolf Dietrich auf-
gestellten Princip und wählten einen aus ihrer Mitte, den Grafen Pa r i s von Lodron
(1619 bis 1653). Dieser Regent, dem es beschieden war, während dreißig fürchterlicher
Kriegsjahre seinem Ländchen einen ungestörten Frieden zu erhalten, gilt als der treff-
lichste Fürst, den Salzburg in den letzten Jahrhunderten besessen. Allerdings darf man
nicht vergessen, daß die Lage Salzburgs, das sich abseits von den großen Kriegsschauplätzen
und europäischen Heerwegen befindet, ihn bei der Fernhaltung aller Feinde wesentlich unter-
stützte, wodurch jedoch seine kluge Politik und vor Allem seine rechtzeitigen Bemühungen,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch