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Seidenbande eingefaßt; das blninengestickte seidene Brusttuch und die dunkle oder hell-
gefärbte Seidenschürze; das „Unterröcke!" unter dem Mieder, mit Ärmeln bis zum
Handgelenk, das „Überröckel" über dem Mieder mit den Banschärmeln als Festtracht,
beide bis zum Bund oder Kittelbnsen reichend, endlich der faltige „Kittel" bis auf die
Knöchel, weiße Wollstrümpse, niedere oder Bundschuhe. Nicht zu vergessen die Haarnadel,
die Halskette, wohl auch öfter eine Busennadel. Am Aber- oder St. Wolfgangsee sind
im Winter auch Strümpfe ausHaseuhaareu gebräuchlich. Der Gürtel ist ganz verschwunden;
er hat sich am längsten im Lnngan und Thalgan, um Lambrechtshauseu beim Brautstaat
erhalten, darau hing die Stricknadelbüchse oder ein Streicher; Brautmütter trugen daran
ein zugeklapptes Taschenmesser. Dieses Gürtelangehünge reichte über die Kniehöhe hinab
und wurde vor hundert Jahren beseitigt. Florschualleu, Halsketteuschließen, Nadelköpfe
sind Erzeugnisse heimischen Kunstgewerbes, das noch fortblüht. Anf diese alten Formen
machen Sammlerinnen von Kuustgegenständen eifrig Jagd.
Die rothen, gelben, braunen geblümten „Brustflecke" der Männertracht mit den
grünen, gelben, rothen, blauen Hosenträgern („Hosenkrachs", auch „Hausl" geuauut)
wurden vor etwa vierzig Jahren durch die geblümt seidenen „Leibeln", „Schilehleibeln",
in der Stadt „Westen" genaunt, ersetzt, nnter denen man die Hosenträger verbirgt. Der
leichte Männerrock des Flachlandes mit den langen bis zu den Schultern hinauf gespaltenen
Schoßflügeln, stehendem Kragen und zwei Reihen platten Silberknöpfen — Münzen der
alten Landesfürsten — ist etwa seit dein Jahre 1848, „wo der große Wind ging",
unsichtbar geworden. Kaum daß noch ein ernst nnd gemessen einherschreitender Großbauer
aus dem Gebirge im langen, braunen heimischen Lodenrock und niederen Stehkragen, mit
Hafteln statt der Knöpfe, zur Laudtagseröffuuug erscheint. Über dem Brustfleck oder dem
bloßen Leiueuhemde trug man früher allgemein die „Lodenjoppe" aus heimischem Stoff,
ohne Kragen, am Halse mit schmalem Leder- oder Sammtbesatz, kurzärmlig, von der Mitte
des Borderarmes bis znm Ellbogen im Pinzgan ebenfalls mit Lederbesatz, mit Hafteln
statt der Knöpfe. Der Vorderarm bis zum Handgelenk wurde mit dein ledernen, tnchenen,
fammtenen „Armstutzen" bedeckt. Diese Lodenjoppe kommt jetzt nur mehr bei Aufzügen,
in welchen man die ältere Landestracht genau iuuehält, in Verwendung. Wenn städtische
Spritzfahrer und Bergsteiger sich in sogenanntes Alpencostüm kleiden, so gleicht ihre
sogenannte Lodenjoppe nnr von ferne der älteren Gebirgstracht. Wer hätte sich ehemals
einen Gemsbart auf den Hut zu stecken erlaubt außer der gelernte und angestellte Jäger?
Höchstens ein kecker „Tanzfchaffer" oder Vortänzer bei einer Hochzeit, wenn der Jäger
nicht gerade des Weges war. Rosmarinsträuße, Raute», Edelweiß, Alpenrosen zieren den
Hut, werden auch über das Ohr gesteckt. Eiu, zwei, wenn der Übermuth groß ist, drei
Schwanzfedern des Haushahues ragen über den Hut; neigen sie sich nach rückwärts oder
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch