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langsam vorüber, bleibt aber öfter im Eise
Herren in Perücken und Zöpfen, es find
Tie Väter der Stadt,
Sie sitzen versammelt am Tische zu Rath,
Ein anderes Bild:
Zwölf Männer in Windeln, die sitzen nnd liegen,
Äls Glockenspielkinder in Stühlen nnd Wiegen,
Und abermals: stecken. Da nähert sich ein Wagen mit Raths-
Fest schlasen da drei mit bedächtigem Kops,
Ten übrigen wackelt der seidene Zops.
I Zwöls Zosen sie pslegen und süttern mit Koch,
Einschläfert die Kleine» das Glockenspiel noch.
Vier Männer mit Bürsten, die waschen und putzen
Am schwarzen Stier mit gar wenigem Nutzen.
Sv dauert der Zug und es ergötzt sich die Menge. Da sammelt sich eine Schar
um den Vorleser des Faschingsbriefes. Verübte Narrenstreiche, lustige Posseu, die sich
Nachbarn während des Jahreslaufes gespielt, „Hirschauerstückleiu", „Aufsitzer", sämmtlich
aus dem Kirchspielbereich, werden im Chrouiktoue, gereimt oder ungereimt, oft mit
Neunuug der Namen zum Vortrag gebracht, mit Heller oder gemäßigter Stimme verlesen
und belacht. Im Gebirge (Piuzgau) vertritt das„Faschingbaueu"zum Theil den Faschiugs-
zng. Die Burschen fahren mit einem Pflnge durch deu Schnee, ackern Zaunstecken ans,
säen Sägespäne in die Furchen, treiben Mnthwillen und setzen wohl bisweilen zuletzt deu
Pflug auf das Hausdach. Mittlerweile führen Bauer uud Baukuecht oder Melcher eiu
satyrisches Gespräch über die Gewohnheiten, Neigungen oder Liebesverhältnisse der
weiblichen Dienstboten im verflossenen Jahre. Im Poiigan (um St. Johann uud Goldeck)
vertritt das „Kühtreiben" bei nächtlicher Weile die Stelle des Fafchingbanens. Die Küh-
treiber, bisweilen ihrer dreißig, führen Glocken, Bergstöcke, Pistolen, Flinten, große
Peitschen mit sich, andere haben große Kuhköpfe allsgesetzt aus Pappendeckel, mit große»
Augenspalten, durch welche Lichterscheiu ausstrahlt. Unter großem Lärm uud Gebrüll
uaheu sie dem Dorfe, von einem Berittenen geleitet, welcher den Bauer vorstellt, der dauu
mit dem Melcher das Gespräch führt. Faschingbauen uud Kühtreibeu werden aber mir
selten aufgeführt.
Es uaht die Frühlingszeit. Ans den Vorwäldern werden die Schneerosen in die
Stadt gebracht: Scharen vvn Bauernknaben auf deu Dörfer» beschäftigen sich an Sonn
tagen uud Feierabeudeu mit dem „Aperschnalzen", indem sie mit langen und kürzeren
Peitschen nach der Höhe der Töne und im Takte ein Knattern hervorbringen, das den
Schüssen einer Jagd oder eines Scharmützels gleicht nnd das Verjagen des Winters
versinnbildet oder die Erde schneefrei, „aper", machen soll. Mit Sehnsucht ziehen
die Städter mit ihren Kindern ans, um die ersten Schneetropsen, Schlüsselblumen,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch