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Einige derselben zeigen auf dem Rücken noch den Rnmpf der Säule, die sie ehemals zu
tragen hatten.
Endlich ist noch der Kreuzgang im Stif te St . Peter hier kurz zu erwähnen.
Er ist in seiner heutigen Anlage und Ausdehnung größtentheils ein Werk des XVII. Jahr-
hunderts, schließt aber nicht unbeträchtliche Baureste romanischen und spätgothischen
Stiles in sich. Der romanische Theil namentlich, mit wechselnder Säulen- und Pfeiler-
stelluug, mit kräftigen Kämpfern und mannigfachen, offenbar aus verschiedener Zeit
stammenden Capitälen und Basen, bildet heute die anziehendste Partie der im Übrigen
ziemlich nüchternen Bogenhallen.
Über die im Bereiche der Stadt noch außerdem vorhandenen kleineren Denkmale
und Bruchstücke von Gebäuden romanischen Alters und Stiles, wie Grabsteine, Capitäle,
Säulenfüße, Reliefs und andere Scnlptureu, müssen wir natürlich hinweggehen.
Bei weitem das größte kirchliche Bauwerk, das der Romanismus iu Salzburg
geschaffen, ging durch ein beispielloses Verhängniß zu Grunde: der ehemalige Salz-
burger Dom. Bischofs Virgil ersten Dom aus dem VIII. Jahrhundert, an gleicher Stelle,
wo der heutige steht, hatten seiue Nachfolger im Laufe der weitereu Jahrhunderte zu
eiuem imposanten Münster ausgestaltet, einem Baudenkmal ersten Ranges, das nach Allem,
was wir davon wissen, in Süddeutschland nicht Seinesgleichen hatte und den berühmten
romanischen Domen des Rheinlandes kaum nachstehe« mochte. Die davon erhaltenen Nach-
richten und Abbildungen gestatten noch eine völlig deutliche Vorstellung des verschwundenen
Bauwerkes. Sie zeigen uns eine» mächtigen Quaderbau romanischen Stiles, eine drei-
schiffige Basilika mit Qnerschiff, Apfis nnd Krypta, zwei Thürmen an der Westfront,
zwei weiteren an den Stirnseiten des Querschiffes uud eiuer gewaltigen Kuppel über
der Vierung. Zierliche Triforiengänge belebten die sämmtlichen Außenwände der Kirche
nnd Kuppel. Die Jahrhunderte fügten jedes in seiner Art dem Bauwerke, dem stolzen
Mittelpunkte Salzburgs und Wahrzeichen seiner kirchlichen Machtstellung, mancherlei
Nenes hinzu, erhöhten fortwährend den Glanz seiner Erscheinung, füllten den Jnnen-
raum allmälig mit achtzehn Altären, unzähligen Grab- und Deukmalen, aber sie änderten
nichts Wesentliches an seiner Gestalt. Selbst die baulustige Gothik beschränkte sich auf deu
Einbau eines fculpturenreicheu Prachtportals, Paradies genannt, und vielleicht noch ein
paar kleinere Zuthaten. Der Dom blieb im Großen und Ganzen ein Baudenkmal des
Romanismus bis zu seinem Untergange.
Diesen bereitete ein Brandunglück — der siebente der Dombräude, vou denen uns
die Chronik erzählt — in einer Decembernacht des Jahres 1598 vor, vollendet wurde er
aber durch die ungezügelte Baulust uud deu Übermuth des damaligen Landesherrn,
Erzbischoss Wolf Dietrich vou Raiteuau. Der Brand hatte im Dome fast nur das
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch