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Rauch aus Meilern steigt über dem blauenden Gewipfel auf uud die abgeholzten Flächen
grünen bald wieder in jungaufsprossendem Lärchen- und Fichtenwald. Fast eingeschlossen
von großen Waldungen in einer Einsattlung des Gebirges liegt überaus anmuthig das
Dorf Fischbach. Die Bauernhäuser dieser Gemeinde sind weit und breit zerstreut und liegen
größtentheils tiefer, als das Pfarrdorf und die Kirche steht. In Winter rütteln die Stürme
herb an den Bretterdächern dieser Ausiedluug, klafterhoch staut sich auf dem Kirchhofe
der Schuee und selbst innerhalb der Kirche weht von den Fenstern der trockene Schnee-
staub auf die Häupter der Andächtigen nieder. Das verschlägt aber nichts, die Fischbacher
sind frische uud muutere Leute und ihre Weltabgelegenheit bekommt ihnen nicht übel.
Auf der Fischbacheralpe sieht man hier und da noch die Spnren eines Schanz-
grabens, welcher vor Zeiten gegen die vom Ungarlande her anstürmenden Türken gezogen
worden sein soll. Bis — so geht die Sage — von diesem Schanzgraben die letzten Tiefen
verwachsen sein werden, dauu wird der Türk wiederum kommen. Heute duckt sich in den
dort und da noch ziemlich bedeutenden Eiuseukuugen der Hase, und selbst dieser fürchtet
sich heute vor dem „Türken" nicht mehr.
Auf dem höchsten Punkte der Fischbacheralpe steht ein einzelner Felsblock aus
der Erde, welcher dem Berge den Namen gibt. Es ist der Teufelstein (1.499 Meter).
Dieser gegenwärtig stark in Verwittern begriffene Felsblock hat die Form mehrerer
übereinander gelegter Steinklötze. Die Sage erzählt, daß hier der Teufel in einer
Christnacht einen Thurm in den Himmel bauen wollte; er brachte es aber nicht weiter
als bis zu dieser armseligen Grundfeste. Der wettergraue Fels ist etwa zehn Meter hoch,
mit einer Treppe versehen uud hat auf der obersten Platte Raum für mehrere Perfoueu,
die au schönen Sommertagen aus deu Thälern heraufsteigen, um sich der Aussicht
zu erfreuen.
Die Aussicht von diesem Berggipfel ist über Erwarten schön. Über den Wipfeln
des nahen Waldes her bietet sich ein prachtvolles Hochgebirgsbild. Im Westen die fernen
Rücken der Murthaler Alpen, die Zinnen des Reiting, des Reichenstein, der Vordern-
berger Mauer; daran reihen sich im Norden die scharfen Zacken der Tragöfser Berge und
vou diesen steigt die röthlich schimmernde Steinwildniß des Hochschwab an. Weiter rechts
rnht der blauende Koloß der Hohen Veitsch, hinter welchem die Gipfel aus der Gegend
der oberen Mürz ragen. Näher stehen die Schneealpe, die Rax, hinter derselben die
schimmernde Spitze des Schneeberges. Im Osten liegen die hohen, freundlich gewellten
Almen des Stnhleck uud des Wechsel. Gegen Süden fliegt der Blick über niedrigere Berge
auf das in den Sonueuäther getauchte Hügel- und Flachland von Mittelsteiermark und
über die ungarische Grenze hinans. Die Raabthaleralpen, das Felshorn des Lantsch und
die Kuppe des Neunfeld schließen die weite uud mannigfaltige Bergkrone.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch