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Rand, die Wellen der Dran ergossen sich jeznweil über die Ruhestätten. Gerettet ist der
reliefreiche Grabstein eines Decnrionen, in dessen Familie ein Berns gehörte; er steht, noch
bis 1848 als Pranger verwendet, sinnend auf dem Marktplatze. Ans der Nachbarschaft,
Ragosnitz, stammen christliche Bronze-Votivräder gar seltsamer Art.
Der Römerstädte nördlichste ist Solva. Nicht an des Nurus rechtem Strande selber
gelegen, sicherer also denn die Schwesterstädte, mehr bergwärts gerückt gegen die den
Seckaner Waldrücken in schönem Bogen umfließende Snlm, erfüllte sie wahrscheinlich den
Boden von Leibnitz (Pfarrkirche) abwärts gegen Altendorf-Wagna, mit einer Schutzmauer
iu Norden, einem Vorwerke gegen die Landschabrücke und Leitring vom kanaldurchzogenen
Wagna her ausgerüstet; ein stattliches Bergschloß glänzte jenseits des Wassers als Hügel-
krone, vor sich die weite auenreiche Ebene, hinter sich die Mittelhöhen mehr kernigen als
süßlichen Weinwuchses. Alles das ist im frühesten Mittelalter zum schlichten Wenden-Orte
Zulp geworden. Die Legionen 13, 14 K, 15, später die zweite der Wälschen, hatten
hier Zugehörige, ihre Sakralbauten Jupiter, Mars neben den alteinheimischen Latobius,
Harmogius, Toutates. Die Einwohnerschaft, der Classe Quirins einverleibt, stellte Denk-
mäler den Kaisern bis Maximian und hohen Kriegsmännern. Nach den Jahren, als der
draustädtische Kanzler Orestes bei Etzel in Wälschland das starke Wort führte, sah man
hier Schutt uud Verödung.
In allen städtischen Bauresten erblickt man Mosaik- und Estrichböden, viele Fündlinge
in Bein, Glas, Metall, vorweg in Bronze. Am anziehendsten die Fibel, von der brillen-
artigen Biegung bis zu den armbrnstförmigen, zudem fast handgroße Stücke mit gewun-
dener Nadel (Sulmthal); anch der Hahn, der Pferdreiter, das Snastika-Zeichen fügt sich
diesem Geräthe ein. Die Schwerter kamen wohl meistens aus fremdländischen Fabriken.
Eigenartig, fast frühromanisch breitgeziert, geben sich die Dolchbeschlüge von Krnngel.
Die alten abgekommenen Formen Axt und Beil finden sich in Gräbern als erbheiliger
Hausrath, wie auch in Wohnräumen; dieserhalb halte man die Fundstätten selber nicht für
urzeitliche. Wohl betrieb der Römer auch den Metallguß inner Landes, Funde von Eilli
bis zum Plabntfch bezeugen es. Auf das rührigste stellte er Eisengeräthe aller Formen her,
doch am schlechtesten erhielten sie sich. Spärlich kamen Goldsachen bis auf uns, etliche
Blättchen, Fibel«, Ohrgehänge, Ringe mit und ohne Schrift (utere kelix vom Kugelstein
gleich dem Waguaer Bronzeschlüssel), eine Münzenfassung und dergleichen. Noch kennen
wir auch silberne Armbänder, Fibeln, Löffelchen, Nadeln, etliche Ringe mit und ohne
Gemmen. Der Marmorstein, meist vom Bacher- und Kainachgebirge, mit seinen stärker
oder minder erhabenen Bildern ist vorwiegend dem Andenken theurer Verstorbenen
gewidmet. Die Bilder zu den Grabschriften sind am liebsten die Büsten von Mann, Frau,
Kind in ihrer Landestracht oder die Ganzgestalten verschiedener Stände mit ihren Abzeichen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch