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zu suchen. Das steirische Aufgebot mußte von 1592 an alljährlich ins Feld rücken, seine
Mitwirkung in allen bedeutenden Gefechten uuter dem Befehl tüchtiger Oberste ans dem
steirischen Adel machte der Tapferkeit uud Staudhaftigkeit der Bevölkerung sowie der
Umsicht der Landesverwaltung alle Ehre. Ein steirischer Edelmann, Ruprecht vou
Eggenberg, der unter Alexander Farnese in den Niederlanden das Kriegshandwerk
gelernt und verschiedenen Herren gedient hatte, schlug mit kaum 5.000 Streitern ein
20.000 Mann starkes Heer des Paschas von Bosnien bei Sisfek (22. Jnni 1593), nahm
die Festung Petrinia ein und wurde, 1598 in den Freiherrnstand erhoben, auf dem
ungarischen Kriegsschauplatze zu wichtigen Ämtern, wie zum Generalfeldzeugmeister uud
Kommandanten von Raab berufen. Er starb 1611 auf seinem Schlosse Ehrenhansen, wo
er sich ein prächtiges Mausoleum errichtet hatte. Auch Christof von Teuffeubach uud Hans
Sigmund von Herberstein fochten glücklich im Neograder Komitat und bei Kopreiuitz,
konnten aber, da sie stets gegen fünf- bis zehnfache Übermacht zu kämpfen hatten, ihre
Erfolge uicht festhalten.
Als Ferdinand (geboren 1578), der älteste Sohn unter den fünfzehn Kindern des
Erzherzogs Karl und der Maria von Baiern, welcher sich bis 1595 an der Jesnitennniver-
sität zu Ingolstadt den Studien gewidmet hatte, zu Eude des darauffolgenden Jahres die
Regierung der drei Lande antrat, war die Gefahr neuer Verluste an den Grenzen sehr
drohend. Ferdinand legte derselben jedoch keine große Bedeutung bei und hielt es für
dringender, deu Kampf, welchen seine unmittelbaren Vorfahren gegen die neue christliche
Lehre mit unzulänglichen Mitteln geführt hatten, durch eine rasche That zu beenden. Er
zog die äußersten Consequenzen des Augsburger Neligiousfriedeus von 1555 und
verlangte, nachdem er sich auf einer Wallfahrtsreise nach Loretto noch den besonderen
Segen des Papstes Clemens VIII. zu seinem Unternehmen geholt hatte, am 13. September
1598 die Auflassung aller protestantischen Schulen, die Auswanderung der darin
beschäftigten Lehrer und Prediger binnen vierzehn Tagen und die Rückkehr aller Bürger
in den landesfnrstlichen Städten und Märkten zur alten Religion. Deu Befehlen wurde
durch einige Fähnlein Knechte, die zuerst die Besatzung des Grazer Schloßberges verstärkt
hatten und dann die nach verschiedenen Theilen des Landes entsendeten Reformations-
commissionen begleiteten, ausreichender Nachdruck gegeben. Der Widerstand war ein sehr
geringer, die Stände ließen es bei einigen Vorstellungen und Protesten im Landtage
bewenden, die Bürger gaben die Bibeln heraus, welche haufenweise verbrannt wurden,
und bequemte» sich bald zum katholischen Gottesdienst. Es zeigte sich, daß die religiöse
Überzeugung des Volkes nicht besonders tief begründet war, und daß der Entschluß, für
den evangelischen Glauben einzustehen, vor dem Drucke der weltlichen Macht nicht Stand
hielt. Die Auswanderung ansäßiger Leute scheint damals nicht häufig eingetreten zu sein,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch