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Lust zum Wildern, welcher jedoch mir iu einzelnen Fällen ein anderes Motiv zn Grunde
gelegt werden darf als ein sehnsüchtiges Verlangen nach den Freuden der Jagd. Aber diese
und noch andere, meist auch deu übrigen Gebirgsvolkern anhaftenden Fehler werden wieder
durch viele gute und treffliche Eigenschaften wettgemacht. Von Kindheit an zur Arbeit-
samkeit und zum Fleiße angehalten, klagt der Steirer nicht über das ihm befchiedene, oft
harte Los, erwirbt er sich im Schweiße des Angesichts sein Brod; genügsam und zufrieden
nimmt er mit diesem vorlieb, auch wenn es ihm nicht im Überfluß zutheil geworden, und
theilt selbst dann noch mit dem Armen.
Die geistigen Eigenschaften des deutschen Steirers gleichen so ziemlich denen der
übrigen Alpenbewohner. Wohl zeigt der Obersteirer, der zumeist ans sich selbst beschränkt
und deshalb auch mehr auf die Erhaltung seiner Existenz bedacht ist, eine etwas minder
rasche Auffassungsgabe als der in vieler Hinsicht bevorzugtere findige und anstellige
Mittelsteirer, doch nimmt er unverwöhnten Siunes alle Eindrücke anf nnd zeigt für die
Bedürfnisse des praktischen Lebens einen gesunden Hausverstand. Während der Bewohner
des Mittellandes sich dem Fortschritt weniger verschließt, hält der Obersteirer zähe und
beharrlich am Althergebrachten und Bestehenden. Dieser feste Sinn zeigt sich insbesondere
in den vom belebteren Verkehr abgelegenen Gegenden recht deutlich, wo der Älpler von
der modernen Sitte und Cultur noch so ziemlich unberührt geblieben ist.
Innig und tief ist des Steirers Liebe zur schönen grünen Heimat nnd zu Allem,
was dieselbe charakterisirt und verherrlicht.- Nach den schweren Mühen harter Arbeit zieht
es ihn hinauf zu den luftigen Felsenhöhen, um sich hier in der stillen großartigen Natur
zu fühlen als ein echter freier Sohn seiner Berge. Und wenn das Schicksal ihn von seiner
heimatlichen Scholle hinweg, hinaus in eine ferne Fremde geführt, dauu kliugt aus der
Kehle so recht innig und ergreifend sein stilles Leid, sein „Hoamweh":
„Wann i denk an di, mei Hoamatland, da thnats ma halt im Herzen weh,
Denn da kumts ma halt im Geist so für, wias gwest is dortn vor und eh."
Wohl die herrlichste und schönste Tilgend des Steirers ist seine angestammte Treue
au Fürst nnd Vaterland in gnten wie in schlimmen Tagen, und frendig stolz ertönt aus
seiner wackern Mäunerbrust:
„So fest, wie ihre Berg bis in d' ewige Zeit,
So stehn für ihren Kaiser fest die steirischen Lent!"
Geradezn sprichwörtlich geworden ist die Tapferkeit, welche die eiseusesten, sieg-
gewohnten Söhne der grünen Mark schon unzählige Male auf de» Schlachtfeldern erprobt
haben. Ihre schönste Anerkennung liegt in der bedeutungsvollen, von Seiner Majestät
an die „Belgier" gerichteten Ansprache: „Es pocht mir das Herz im Leibe, ein so braves
und tapferes Regiment um mich zu sehen!" Ebenso bezeichnend sind die Worte des Herzogs
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch