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St. Lorenzen ob Eibiswald pflegt man auf die erste „Hifl" einen Büschen „St. Hanns-
kraut", darin ein Kreuz von „Weihpalm" steckt, anzubinden; auch stecken die Mäher
dieses Kraut gerne zu ihren „Maderbnschen" auf die Hüte, damit sie bei ihrer Arbeit kein
„Kreuzweh" bekommen.
In Steiermark einzig dastehend ist der Samsonumzug in Krakaudorf. Er findet
am „Oswaldisonntag" im August statt, ähnlich wie dies im Salzburgischen der Fall,
nur trägt hier der „Samson" statt des Eselskinnbackens in der linken Hand eine Keule,
auch sehleu die Zwerggestalten an seiner Seite. Er wird von „Prangschützen" begleitet,
tanzt zu de» Klängen der Musik einen gemüthlichen „Steirischen" und macht den geistlichen
und weltlichen Würdenträgern seine Reverenzen.
Ein anderer Umzug, das „ A u s t r a g e n der F r e i u n g " , welches einst auch
anderenorts üblich war, findet in Nieder-Wölz am ersten Montag nach dem Maximilians-
tage im October statt. Nach Beendigung des Gottesdienstes, welcher dem an diesem Tage
abgehalteneu „Maxlon-Markte" vorausgeht, wird als das Wahrzeichen der Markt-
gerechtigkeit und einstigen Gerichtsbarkeit die sogenannte „Freiung", ein ausgestreckter
Mannsarm mit dem Schwerte auf einer mit Kränzen umwundenen Stange, in Begleitung
eines Trupps Musikanten und eines zuweilen phantastisch gekleideten Gassenkehrers im
Dorfe herumgetragen. Vor den stabilen Kaufladen und Gasthäusern wird Halt gemacht; die
Musiker blasen einen Marsch, wofür sie einen erfrischenden Trunk erhalten, und schließlich
wird die „Freiung" auf dem „Markte" aufgesteckt und mit einer Wache versehen, welche
darauf zu sehen hat, daß sie ja nicht entwendet werde; denn das Volk glaubt, daß, wenn
sie gewaltsamer oder listiger Weise geraubt wird, der Markt mit allen seinen Vorrechten
an jenen Ort verlegt werde, wohin man die „Freiung" gebracht hat.
Das „Heiligeustritzelsammelu" ist noch in vielen Gegenden üblich. Durch diese
schöne, den Armen zugute kommende Sitte glaubt man die Hexen nnd andere böse Unholde
vom Hause ferne zu halten. Junge Mädchen lassen ihr „Heiligenstritzl" von dem Burschen,
der ihr Liebster werden soll, anschneiden und kosten. Schneidet nun so ein Erwählter sich
ein „tüchtiges Schwartl" herunter, so gilt die Liebeserklärung als angenommen, und
kommt dann ein späterer Bewerber, so bedeutet ihn das Mädchen, daß „ihr 's Stritzel
schon ang'schnitten" sei.
Der heilige Martin wird als Schutzpatron der Felder vielfach verehrt. „Im
Mirtnmonat is' guat Bam setz'u", sagt der Landmann. Ehemals war es Sitte, ans den
Feldern und selbst auf Bergen „Martinsfener" anzuzünden; auch zogen am Vorabend
des Martinssestes die Kinder mit farbigen Lichtern jubelnd umher uud sammelteu Obst,
Kuchen und dergleichen ein. In den Gegenden der steirisch-kärntnischen Grenze herrscht
der Glaube, daß in der Martininacht um die Mitternachtsstunde der „Alberer" oder
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch