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Zwerge halten sich gewöhnlich in Schatzhöhlen ans, so im „steinernen Thor" am
Grimmiug, in den Höhlen bei Gams und anderen Orten, an sie erinnert auch die „Zwergen-
wiese" bei Krieglach. Ihnen verwandt ist der „Berggeist" und die ihm unterstehende
Schar der „Bergmänucheu" oder „Bergmandl", auch „Winzig" genannt — kleine, zwerg-
haste Gestalten mit laugem grauen Barte, dickem Bauche und krummen Beinen, angethan
mit weißem oder dunklem Grubenkittel mit Kapuze, je uachdem sie gut oder böse gegen
die Menschen gesinnt sind. In allen älteren Bergwerksorten lebt der Glanbe an diese,
den Bergban behütenden unterirdischen Wesen, insbesondere schreiben die Knappen am
Erzberge alle ihnen unerklärlichen Erscheiuuugeu diesen Gnomen zu, welche in den silber-
schimmernden Aragouitklüsteu des Eisenberges Hansen und in ihrer geheimnißvollen
Werkstätte das uorische Erz kochen. Hierau schließen sich dann die Sagen vom „grauen
Waldmandl" mit der eisernen Hengabel in den langen Krallen, vom zottigeu Waldgeist
„Schratt", vom „Moosmänucheu", „Pech-" oder „Bettmandl", „Aderlaßmännchen" uud
vom „Blntmaudl", einem aus dem Blute der Hingerichteten herauswachsenden Erdgeist.
Manche Seen fordern alljährlich ihre Opfer; in ihnen haust der „Wassermann",
vom Aussehe» gewöhnlich halb Mauu, halb Fisch. Ihm schreibt die Volkssage unter
anderem die Auffindung des Salzbergwerkes bei Aussee uud der reichen Eisensteinlager
bei Eisenerz zu; auf dem Hartenick bei Eibiswald hanste ein „Seemandl", das aber
sammt seinem nassen Element wegzog nnd sich jenseits der Drau ans dem Bachergebirge
ansiedelte, und bei dem Schlosse Wasen nächst Wildon wurde eiu Wasfermanu gefangen,
welcher gerne heimlicher Weise dem Weine im dortigen Schloßkeller zusprach. Den iu de»
Fluten des Leopoldsteiner Sees gebannten Wassermann schildert die Volkssage als ein
ungeschlachtes Wesen mit Raubthierkopf und fenrigen Flögeln. Diesem Nngethiim zur
Seite stellt sich das iu den Seen des Salzkammergutes hauseude „Wasserweib", welches
als himmellanger grasgrüner „Seewnrm" mit glänzenden Silberstreifen über den See-
spiegel kriecht. Anders gestaltet hingegen sind die „Wasserstauen" oder „Wafserjung-
franen" in den Bächen, Flüssen uud spiegelnden Bergseen, liebreizende Wesen, die mit
ihrem bezaubernden Gesänge arglose Jünglinge an das Ufer locken, sie dann mit ihren
schwellenden Armen umfangen und zu sich hinabziehen in die nasse Tiefe, um mit ihnen
im glitzerudeu Krystallpalast ungestört kosen zn können.
In tiefen Waldschlnchten uud am Fuße der obersteirischen Felsgebirge, über welche
die Bergquellen herabstürzen nnd wo der Wasserstaub iu der Souue glitzert, zeigen sich
die lieblichen „Wald-" oder „Wildfrauen" und „Bergfräuln", strählen sich gegenseitig
das goldige, über den ganzen Leib niederwallende Haar mit einem Kamm aus Regen-
bogen uud singen dabei gar wunderschön. Von ihnen berichtet die Sage viel, wie sie den
Menschen Gutes gethan, wie sie aber auch furchtbar denjenigen zn strafen wußten, der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch