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Heiniatscholle Zeugniß geben. Um die älteren steirischen Dialeetdichter — und wir können
sie kaum über eine Generation Hinalls zurückverfolgen — war es keineswegs zum besten
bestellt. Mau achtete ihre Kunst für müßig, für uuwerth einer literarischen Beachtung.
Was von ihren Schöpfungen einer flüchtigen Gelegenheit diente, fand noch am ehesten
Beifall, ging aber auch mit ihr unter. Man bewahrte und sammelte davon wenig und
noch weniger wurde zum Druck befördert. Zur Noth kennen wir ans dem „Aufmerksamen"
Franz Ostfeller und ans der „Stiria 1844" den talentvolleren S. Fridl . Der Grazer
Bnchhändler Jakob Franz Dirnböck (1809 bis 1861) lebt in seinem zum Volkslied
gewordenen Gesang „Hoch vom Dachstein an n. s. w." fort und Dr. Anton Schlofsar hat
ihm in seinen „Cultur- und Sittenbildern" ein biographisches Denkmal gesetzt, durch mit-
getheilte Proben auch für dessen mundartliche Muse Anerkennung werbend. Zur Würdi-
gung des gemüthvollen Admonter Professors P. Thaffilo Weymayer (geboren in
Zeiriug 1825, gestorben 1874) können fast nur dessen „lustiger Steirer" und „'s Woaserl"
in Fr. Stöckl's „Steirerliederu" herangezogen werden. Franz Sommerauer starb 1885
in Leoben als Kanzlist und sein Nachlaß scheint jetzt schon bis auf Weniges, das sich in
den Händen seines Sohnes Josef in Mürzznschlag befindet, verzettelt zu sein. Er war, nach
seinem Festgrnß an die Stadt Leoben zu deren sechshundertjähriger Jubelfeier zu urtheilen,
ein starkes Talent; er sang da unter Anderem:
„Biel Schens kann Enker Jubelfest A Jeder hat sei Hoamat gern,
In Weitern noh bedeuten:
A jeder Vogl liabt sei Nest,
Und so is 's a bei'n Leuten. Wann s' a in Wald tiaf Hinte»;
Koa G'scheidter kann dö Liab erklärn —
Der Steirer thnat s' empfinden."
Rosegger (geboren 31. Juli 1843) erwuchs aus dem Kleinen und Eugen zn
großer allgemeiner literarischer Bedentuug und das kommt nunmehr unserer gesammten
Dialeetpoesie zu Statten. Streng genommen gehört Rosegger diesem Gebiete nnr mit den
drei Büchern „Zither und Hackbrett", „Tannenharz und Fichtennadeln" und„Stoasteirisch"
au, aber es ist im ersten dieser Bücher kaun« ein Jugendlied, das nicht Volksgesang, kein
Spruch, der uicht Volkswitz geworden wäre, und mit den mundartlichen Prosastücken der
letzteren Sammlungen hat der Dichter des Steirers Sinn und Gemüth, sowie seinen eigenen
sieghaften Humor nun schon fast in allen deutschen Gauen zur Geltung gebracht. Der tiefste
lyrisch-epische Gesang Roseggers ist „Mei Voda" in „Stoasteirisch"; derselbe handelt im
Tonfall des Hexameters in ergreifender Weise von der Mutter Sterben und des Vaters
still ringender Gottergebenheit. Roseggers Hochdeutsch in seinen Schilderungen des Volks-
lebens und der Alpenwelt, in den prächtigen „Schriften des Waldschulmeisters", in zahl-
reichen Erzählungen und Humoresken hat das Mundartliche vielfach zum Einschlag und
fast allweg zum goldigen Hintergrund. So ist seine Schriftsprache mit dem Dialect
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch