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sondern schläft mit seinem Heere im heiligen Berge (Lvvtn ^ora) und wird dereinst
wieder hervorkomme», alle Feinde besiegen und der Welt den ewigen Frieden bringen.
Unter deu übrigen Sagen ist die vom Glasberge überall verbreitet. Dieser befindet sich weit
wo im Morgenlande. Ans demselben steht das goldene Schloß Krsnik's, vor demselben
ein Apfelbaum mit goldenen Früchten. Wer dorthin gelangt uud eineu Apfel bricht, stirbt
nicht. Auf dem Bachergebirge haust noch die , Vectra dada", sie tan» das Huudegebell
uicht leideu uud segnet den Hirten die Herde», wenn sie ihr Flachs bringen, welchen sie
gerne spinnt. Sie rufen dieselbe auch um Regen an, indem sie ein Mädchen mit einem
Binsenmantel bekleiden, es mit Wasser begießen und ein Lied singen, in welchem sie die
Velilra dttda um Regen bitten nnd ihr Flachs versprechen. Wenn es blitzt und donnert,
kämpfen die Geister Lvmdal und Krsnik mit einander. Nach einer audereu Version verfvlgt
dagegen Gott den Bösen mit dem Blitze, deshalb halten es Einige nicht für gerathen, sich
während des Blitzens zu bekreuzen, da der Böse sich gerne hinter eineu solchen Menschen
versteckt, um nicht getroffen zu werdeu. In den Wäldern treibt auch der Üawö, halb
Mensch, halb Bock, sein Wesen, dort wohnen auch die wilden Frauen, vimok, ein
schwarzer Unhold, Iraker, eiu freundlicher weißer Zwerg, der wilde Mann (Oiv^i mo/),
die I^vlkoi^i (halb Pferde, halb Menschen) uud die I^so^Iavei (Huudsköpse), zu Mittag
erscheint im Sommer die ^re^Iavici^, eiu Weib ohne Kops, am Abend schreckt die
die Menschen, in den Häusern treiben Kobolde (ßetek. veciek) ihr Unwesen, die
verfolgt die Weiber, welche Samstag Abeuds zu lauge arbeiten, der Skint bringt Jenem
Geld, der ihm seine Seele verschreibt; im Wasser hält sich der Wassermann
mcv. oder Kvstrm) anf, ihm muß der Fischer Geschenke ins Wasser werfen, will er eine»
reichen Fang »lache». So ist die ganze Natur mit allerlei guteu uud böse» Geistern
erfüllt, welche jedoch »ur in der Erinnerung des Bolkes leben, der Glaube au sie ist
geschwunden.
Die Sprache der Äovenen.
Die Slovenen nennen ihre Sprache slovi-iiski ^e?ik, die slovenische Sprache. Im
Munde des deutschen Nachbars heißt diese Sprache die windische, in den gelehrten
Schriften auch die neuslovenische. Windisch, Slovenisch, Nenslovenisch sind drei Namen
für eiue uud dieselbe Sache. Doch bezeichnet jeder Name die Sache von einem anderen
Standpnnkle. Es dürfte demnach angezeigt sein, zuerst das Thatsächliche über jeden dieser
Namen zusammenzustellen und darauf die Sprache selbst zn charakterisiren.
Der Name Windisch ist abgeleitet vom Substantiv Wende. Vom VI. bis znm
XII. Jahrhundert wurden die Slaven von den Schriftstellern des Westens, namentlich
von deu deutscheu Schriftsteller» Wende», Winde», i» der lateinische» Form Venecki,
Steiermark. i.»
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch