Seite - 237 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
Bild der Seite - 237 -
Text der Seite - 237 -
237
Um schließlich die Sprache der einzelnen Dialeete mit ein paar Worten zu
charakterisiren, sv läßt sich von der Sprache der pannonischen Slovenen behaupten, daß
sie die Vocale und Consonanten am reinsten erhalten hat. Dasselbe gilt von de» Flexions-
formeu. Die Verba auf -noti sind nnr hier in der ursprünglichen Form erhalten, sonst ist
diese Form in -n'ti, -niti abgeschwächt und mit den abgeleiteten Verben der vierten Classe
gleichgemacht. Es unterscheiden demnach die pannonischen Slovenen noch zum Beispiel
iniMoti (winken) und ^uliuti (füllen), während sonst die Verba mit gleichen Endungen
nii^niti und polniti lauten. Wenn in der Declination im Munde des Volkes die u-Endnng
in i abgeschwächt wird, so dürfte diese Erscheinung auf der Aussprache des u als ü
beruhen: irjeini (ihm) aus rrjeinü.
Im oberkrainischen Dialect wird das harte und theilweise auch das mittlere l nicht
blos am Wortende und vor Consonanten, sondern auch vor Vocalen als u oder >v aus-
gesprochen. Das Wort ^lavn (der Kops) lautet im Munde des Oberkrainers xuava, lvkcck
(leicht) als vvolik. Die geschärfte Betonung nnd die Vorliebe, den Ton auf die Schlußsilbe
zu legen, bringt es mit sich, daß in mehrsilbigen Worten mancher Vocal vollends unter-
drückt wird. Letzteres ist häufig anch bei einem schließenden Vocale der Fall, wenn er
nicht betont ist, vergleiche ckodr vin' (guter Wein) statt clvdro vinc».
Die Sprache des uuterkraiuischeu Dialectes kennzeichnet außer den allgemeinen
Merkmalen der südöstlichen Gruppe die Aussprache des betonten o, welches u lantet. Man
spricht also in Unterkrain Avspück (der Herr), büF (Gott) und so fort. Auch im Resiathale
im Veuetianischen ist diese Aussprache üblich. Sonst lantet dieses o rein oder bei den
ungarischen und den angrenzenden steirischen Slovenen als ou, bei den venetianischen
Slovenen des Distrietes St. Peter als u».
Der Dialect, wie er in Unterkrain gesprochen wird, herrscht im Großen und Ganzen
auch iu Jnnerkrain, in den slovenischen Gebieten Jstriens, des Triester Territoriums und
im südlichen Gorzischen. Im Dialecte der Slovenen Jstriens ist der Einfluß der kroatische»
Sprache bemerkbar. Überhaupt ist die Sprache an der Peripherie durch de» Einfluß der
benachbarten fremden Sprachen getrübt. Im Districte St. Peter zeigen die Endungen -uv
für das sonst übliche -ee in Worten wie pievae (der Sänger), (der Dachs)
Anklänge an die kroatische Sprache, desgleichen die Aussprache des v in Worten wie reo!
(sagen), welches als lautet.
Der Dialect endlich, der in Kärnten gesprochen wird, hat die Eigenheiten des
Oberkrainischen. Dazu kommt noch, was die Sprache des Kärntners besonders schwer
verständlich macht, daß der K-Laut in der Aussprache nur angedeutet wird: kako (wie)
glaubt man als '»'» zu höreu. Der Vocal wird häufig undeutlich, so daß der Satz Kuxe
Mse (er weidet die Ziegen) wie puse lautet. Diese Erscheinungen des kärntnischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch