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zur Aufführung gebracht. Bedeutendes Talent auf dem Gebiete des Volksstückes zeigte
insbesondere Morre, dessen echt steirisches Volksdrama „'s Nullerl" ein Cabinetsstück von
Charakterzeichnung bildet und in Graz so zahlreiche Aufführungen erlebte wie noch kein
Stück eines heimischen Autors. Auch die „Familie Schneck" und „der Regimentsarzt"
zeigen Morres Begabung, sein dramatisches Geschick und den reichen Schatz von Humor,
welcher dem erst in den letzten Jahren zur Geltung gelangten Autor innewohnt.
Damit sei die Darstellung der Entwicklung des literarischen Lebens und der Kunst-
poesie in Steiermark abgeschlossen. Von vielen Autoren der jüngsten Zeit läßt sich manches
Werk erwarten, das ihnen eine noch bedeutendere Stelle einräumen dürfte. Im Ganzen
kann die Regsamkeit auf dem poetischen Gebiete heute wieder eine frische und lebendige
genannt werden und es ist erfreulich, dieses Streben zu verfolgen, das eine schöne Zukunft
verheißt. —
Die Entwicklung des Theaters in Steiermark hängt in den letzten zwei Jahr-
hunderten ebenso zusammen mit derjenigen der Wiener Bühne, wie die Ausbildung der
Literatur im Lande mit derjenigen der Residenz in Verbindnng steht. Es ist auch bei den
eben geschilderten literarischen Zuständen begreiflich, daß keiner der wenigen dramatischen
Dichter in dem Bühnenleben von Graz eine besondere Rolle spielt.
Über Schauspiele und Fastnachtsstücke ans der älteren Zeit, welche in Steiermark
zur Ansführnng gelangt wären, ist nichts bekannt geworden. Ebensowenig kann über
stehende Bühnen aus den früheren Jahrhunderten berichtet werden. Als die Reformations-
streitigkeiten im Lande zum Ausbruch gekommen waren, dachte Niemand an Frohsinn und
Schauspiel, uud erst nachdem sich diese Stürme und die Gemüther beruhigt hatte«, tritt
ein gewisses Interesse an der Bühnendarstellung hervor. Aber auch dieses ist nur künstlich
erregt. Nachdem im Jahre 1586 durch den Regenten Erzherzog Karl die Grazer Jesuiten-
universität gegründet worden war, gehörte es zur Regel, bei der Feier gewisser Abschnitte
des Lehrjahres oder in der Fastnachtszeit einzelne Stücke zur Aufführung zu bringen,
deren Autoren in Jesuitenkreisen zu suchen sind und deren Darstellung zumeist im Gebäude
der Universität stattfand, woselbst heute noch jener große Saal der Universitätsbibliothek
sich befindet, in welchem diese Schulcomödien aufgeführt wurden. Die Sprache derselben
war freilich anfangs ausschließlich und später häufig die lateinische, doch schon die üblichen
gedruckten kurzen Auszüge der Stücke brachten bald Titel und kurzen Inhalt in deutscher
Sprache und auch die handelnden Personen bedienten sich derselben später in einzelnen
Fällen, um auch den weiteren Kreisen der Nichtgelehrten verständlich zu werden.
Was den Charakter dieser Eomödien anbelangt, so waren dieselben zumeist für die
Schaulust berechnet und großartige Maschinerien sorgten dafür, daß sie genugsam
Verwunderung im Publicum erregten. Man sah beispielsweise eine Darstellung des
IS«
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch