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Vorstellungen vierzig Thaler, ein für jene Zeit hoher Betrag, der ebenfalls schon auf eine
bessere Kunstleistung schließen läßt.
Hatte einerseits der Hof derartige dramatische Prodnctionen unterstützt, so waren
es anderseits die steiermärkischeu Landstände, welche etwa durchziehenden Schauspieler-
gesellschaften Gelegenheit gaben, aufzutreten. Es scheint dies zumeist zur Faschingszeit
gewesen zu sein; wir finden die „Comödianten Directores" Andreas Elenson und Johauu
Philipp Riedel im Jahre 1671 genannt, welche „Comoedien in hochdeutscher Sprach
agierten", einige Jahre später, 1674, wurden zwei Comödianten, Johann Wohlgehaben
und Peter Schwarz erwähnt. Näheres über deren Aufführungen wird jedoch nirgends
berichtet und nur der Ort derselben, das Landhaus, in welchem auch 1688 und 1689
theatralische Productionen stattfanden.
Zu den Gesellschaften berufsmäßiger Schauspieler, welche vorübergehend in Graz
weilten, gehört auch diejenige des Johann Heinrich Brnnins, der in den Jahreu 1722,
1727 und 1729, wahrscheinlich auch noch öfter, sich längere Zeit in der Stadt aufhielt.
Insbesondere waren es die Haupt- und Staatsactionen, jene dramatischen Producte voll
Schwulst und Bombast, welche die deutsche Bühne der Zeit, so weit man von einer
solchen sprechen kann, beherrschten. Brunins gehörte zu den bestbekauuten „Theater-
principalen" Deutschlands, er hat auch in Prag und Wien mit großem Beifall seine
Truppe vorgeführt. Er führte den Titel eines „churfürstlich pfälzischen Hoscomödianten-
Principalen", auch Gottfried Prehaufer hat in Böhmen oder Mähren unter ihm das
Publicum durch seine Schwäuke erlustigt. In Graz brachte Brunius verschiedene Haupt- und
Staatsactionen zur Vorstellung, bei denen der Pickelhäring und der Hanswurst niemals
fehlen durften. Zum großen Theile waren diese „Actionen" Stücke, welche zur Gattung
der Extemporecomödien gehörten und in denen den Darstellern wohl die Scenensolge,
nicht aber die Textiruug ihrer Rede vorgeschrieben war. Dem ernsteren Stücke folgte
gewöhnlich eine „lustige Nach-Comödie" und ein „Ballet", das somit schon im Jahre 1722
ans der Bühne in Graz vorkommt. Von den Stücken selbst sei allenfalls erwähnt die
„Staats und Haupt Action betittelt Käyfer Nero" oder „die siegende Unschuld in der
Persohn der asiatischen Banise", eine merkwürdige Bearbeitung von Zieglers zu jener
Zeit berühmtem Romane: „die asiatische Banise".
Allerdings hatten die Schauspielergesellschaften noch zur Zeit des Bruuius kein
eigenes, für Theaterzwecke bestimmtes Local, und es bleibt nur die Vermuthung, daß die
Aufführungen gewöhnlich in dem sogenannten Ballhause erfolgten. Als aber das Publicum
am Theater immer mehr Geschmack fand und insbesondere nachdem die italienischen Opern
sich in Wien einbürgerten, wollte man dieselben auch in Graz nicht entbehren, und es kam
zu dem Bau eines eigenen Theaters. Dieses Schauspielhaus wurde wahrscheinlich zu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch