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Anfänge einer deutschen Renaissance in Steiermark vorhanden waren, aber durch die
italienischen Festungsbaumeister in ihrem Keime erstickt wurden. In den Thälern Ober-
steiermarks, wohin die genannte Invasion nicht drang, entstand manch deutsches Werk,
wie z. B. das Schlößchen Moosheim bei Gröbmiug, an dessen Hoffa^ade heute noch
interessante Sgrasfito-Decorationen der Fenster erhalten sind. Das ist, wenn wir auch
den Namen des Meisters nicht kennen, deutsche Renaissance in ihrer liebenswürdigsten
naivsten Form, die schwungvoll concipirten Karyatiden von seltener Schönheit. Sgrassiti,
meist braun und weiß, mit fortlaufendem Bandmuster und sechseckigen Sternen in ver-
schiedenen Variationen haben sich auf Bauernhäusern von Ober- und Mittelsteiermark
bis zur Mitte des XVIII. Jahrhunderts erhalten.
Der erste deutsche Baumeister, der nicht, wie es in der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts üblich war, sich auf Lieferung von Baumaterialien für die Bauteil der Italiener
beschränkte, sondern ein selbständiges größeres Werk schuf, war Hans Walter, der Erbauer
des Mausoleums der Eggenberger in Ehrenhausen. Allerdings finden wir in Anlage und
Entwicklung blutwenig deutsche Elemente, denn Walter entpuppt sich uns als ein Nach-
ahmer de Verdas, der bemüht ist, sein Vorbild gelegentlich noch zu überflügeln. Deutsch,
das heißt am überlieferten Alten hängend, sind eigentlich mir die vier Strebepfeiler an
den Laugseiten des oblongen Baues. Der Formenreichthum am Portal: zwei männliche
Hernien, abgehackter in riesige Voluten und Pinienzapfen endender Giebel, ein Löwe
als Sinnbild der Stärke das von Engeln gehaltene Wappen bewachend, über diesen
kriegerischen Emblemen znm Überfluß noch die Figur des heiligen Rnpertns thronend,
sind von der Jnnendecoratiou wo möglich uoch übertroffen. Dort tragen vier freistehende
korinthische Sänlen und acht Wandpilaster das Oktogon, über dem sich die Kuppel wölbt.
Um die cauuellirten Säulen ranken sich spiralförmig Weinranken empor, die reichlich Blatt-
werk und Trauben tragen, gleichsam als hätte bei diesem Monumente der zwei tapferen
Krieger (des General-Obristfeldzeugmeisters Rnpprecht von Eggenberg und seines Neffen,
General-Obristen der kroatischen und Meergrenze Wolf von Eggenberg) außer Mars
und dem heiligen Rnpprecht auch Bacchus ein Wort mitzureden. Um nun dem Gauzeu
einen noch martialischeren Charakter zu verleihen, postirte der Künstler an den Flanken
der Hauptfa^ade auf riesigen Würfeln stehend zwei Kolossalgestalten aus Stein, Krieger
in antik-römischem Costüm darstellend, welche 5 6 Meter, also genau die Höhe der antiken
Dioscuren auf der Piazza di Monte cavalli in Rom messen. Was doch die Barocke Alles
zu Wege brachte! Zwei riesige Krieger, denen, architektonisch genommen, die Aufgabe von
Triumphsäulen zufällt, zwischen sich das Mausoleum wie ein Puppenwerk, ein Modell
haltend: zwei steinerne Gnllivers, hundert Jahr früher, als die literarische Idee dazu im
Gehirue Swifts auftauchte.
Steiermark. 21
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch