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Kirchen sind den kunstgeübten Händen der Klosterbewohnerinnen zn danken. Der Laien-
bruder des Stiftes Admont, Beno Haan (gestorben 1702) verfertigte die im genannten Stift
erhaltenen herrlichen Wandteppiche mit ihren trefflichen Heiligenbildern und Arabesken.
Auf profanem Gebiete entfaltete die Stickerei besonders an den Gewäuderu große Pracht,
auch am bäuerlichen Costüm, und da bis in die jüngste Zeit herein an den Halstüchern
der Frauen und den Ledergürteln der Männer. Noch zahlreiche in bäuerlichem Besitz
befindliche Leinenstickereien zeigen sowohl die Weiß- als Buntstickerei auf einer hohen
Stufe. Der dem Deutschen eigeue Sinn für behagliche Häuslichkeit ließ auch hierzu-
lande der Ausstattung der Wohnräume besondere Sorgfalt angedeihen, dabei fand die
Holzarbeit Gelegenheit zu herrlicher Entfaltung. Schon die gothischen kirchlichen Arbeiten
zeigen ein leistungsfähiges Tischlergewerbe und vollendete Meisterschaft die Täfelungen
der Prunksäle unserer Schlösser. Arbeiten wie die noch vortrefflich erhaltenen, der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts angehörigen Portale aus dem Schlosse vuIZo Schloß-
bauer bei Neumarkt, die herrlichen, von den eingewanderten Tischlern Nikolaus Keutler
aus Thüringen und Michael Gschiedinger aus Schlesien in den Jahren 1563 und 1564
gefertigten Holzarbeiten des Rittersaales in dem von Domenico de Lalio erbauten
Schlosse Radmannsdorf in Weiz, sowie jene in den Schlössern Riegersbnrg, Strechan und
Frondsberg müssen zu deu besten ihrer Zeit gezählt werden. Sie zeichnen sich durch edle
Architektur, ganz besonders aber durch streng gezeichneten und die verschiedenfarbigen
Hölzer prächtig vertheilenden Jntarsiaschmnck aus.
In diesen Prunksälen erstreckte sich der Holzschmuck auf die Herstellung des Plafonds,
der bis zur Decke reichenden Portale, der Wandschränke, des Frieses und der Bank. Die
Wand oberhalb des Frieses war bemalt und unterhalb desselben mit Teppichen behängt,
während jene gleichzeitigen Täfelungen der Bürger- und Bauernhäuser alle Wandflächen,
auch die Fensternischen, mit Holz verkleideten. Diese Arbeiten von anheimelndem Reize
enthalten auch nebst guter architektonischer Gliederung reicher ausgebildete Portale,
Waschkästchen, Schüsselkörbe, Wandschränke sowie die umlaufende Bank. So eine Stnbe
in dem Gasthause zu Mößna im Sölkpaß aus dem Jahre 1596, eine in einem Bauern-
Hanse nächst Schönberg bei Oberwölz 1568, eine andere in einem Bauernhause bei
Neumarkt und andere mehr. Im XVII. Jahrhundert beschränkte sich der Holzschmuck
auf die Ausbildung der Portale und der Wandschränke. Diese Arbeiten, wie im Stift
zu Seckau und im Schlosse Gstatt, sind derber gegliedert, aufgelegte Flachornameute
ersetzen den nun seltener angewandten Jntarsiaschmuck. An den folgenden Arbeiten fand
die Schnitzerei, welche nun bei der allgemein üblichen Ausstattung der Kirchen, an den
barocken Altären und Chorgestühlen reichlicher geübt wurde, selbst im Bürgerhause,
z. B. in einem Hause in Mnran, einem Bauernhause bei Rottenmann, ausschließlich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch