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dem Graphit sich nähernden fossilen Brennstoffes. Steinkohlen finden sich in Steiermark
nicht, dagegen ist das Land überaus reich an vorzüglichen Brannkohlen, welche zumeist
in mächtigen Flöhen abgelagert sind und durch ihre Reinheit einen wesentlichen Factor
in der Entwicklung der steirischen Eisenindustrie bilden. Der weitaus größte Theil der
prodncirten Braunkohle gelangt im Lande selbst zur Verwendung und uur kleine Mengen
gehen in die benachbarten Alpenländer oder nach Ungarn, Italien n. s, w. Obwohl schon
in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts theilweise bekannt, haben die steirischen
Braunkohlen doch der Hauptsache nach erst seit der Verwendung im Pnddelbetriebe
größere Wichtigkeit erlangt. Mit dem dadurch angebahnten Ausblühen der Eisenindustrie
uahm aber alsbald auch der Braunkohlenbergbau eiueu solchen Aufschwung, daß die
Prodnction in den Jahren 1855, 1865 und 1875 von 2 auf 5 und 15'/z Millionen
Metercentner stieg und hente an 20 Millionen beträgt. Die der Tertiärformation, und
zwar zumeist der neogenen Stnfe angehörigen Braunkohlen sind theils vorzügliche Glanz-
kohlen, theils Liguite oder auch sogenannte Schwarzkohlen; sie sind mit Ausnahme der
letzteren, welche aber nur einen geringen Bruchtheil ausmachen, nicht evaksbar, doch
werden gewisse Kohlen (Fohnsdors) mit Vortheil beim Hochofenbetriebe verwendet.
Der Abban der Flötze, deren Mächtigkeit an manchen Orten 50 Meter und mehr
beträgt, erfolgte zunächst hänsig mittelst Tagbanes, hat sich aber nach dein Ausbau der
obereu Partien naturgemäß iu die Grube gezogen, und wir finden größere Tagbaue heute
nur noch im Voitsberg-Köslacher Revier und im Becken von Trifail. In neuerer Zeit
vollzieht sich bei den meisten größeren Werken der Übergang znm eigentlichen Tiefbau,
und wurde hiebei das Vorkommen der Kohlen in sehr bedeutenden Tiefen (über 300 Meter)
eonstatirt, eine höchst erfreuliche Gewähr für die Nachhaltigkeit des Bergbaues. Die
Neigung der Kohle, sowie des ober derselben befindlichen bituminösen Schiefers zur
Selbstentzündung gestalte» den Abban an manchen Orten (insbesondere in Leoben)
schwierig; auch schlagende Wetter haben sich hier und da bei zunehmender Tiefe gezeigt
und zu Vorsichtsmaßregeln gezwungen. Aber auch in dieser Beziehung steht der an
10.000 meist einheimische Arbeiter beschäftigende steirische Brannkohlenbergban auf einer
hohen Stnfe technischer Entwicklung.
Die wichtigsten Prodnctionsstätten sind das Kohlenbecken von Leoben mit
2'/z Millionen Metercentner Prodnction, das zukunftsreiche Brannkohlenvorkommen von
Fohnsdors-Sillweg, woselbst au 4 Millionen Metercentner erzeugt werden, die Lignit-
ablagerung des Voitsberg-Köflacher Reviers in der Nähe der Landeshauptstadt niit
einer Jahresproduktion von circa 6 Millionen Metercentner, das Wies-Eibiswalder
Revier mit l'/z Millionen Metercentner, ferner die beiden Brauukohleuzüge zwischen
Save und Sann im Süden der Steiermark, von denen der südlichere die Baue von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch