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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
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40 erhält sich im besten Falle auf den sandigen Hügeln und gibt auch da nur leichteu Garten- wein. Der Arbeiter, der Hirte trinkt draußen auf dem Felde Wasser; auch dieses wird vou fernen Trinkbrunnen geholt, denn das Wasser der Theiß ist weich, süßlich und trüb. Der uuglasirte Lehmkrug wird in die Erde gegraben und darüber zündet man ein Strohfeuer an, wodurch das Wasser im Kruge kühl wird. Wer hat das Volk gelehrt, dieses Physi- kalische Experiment auszuführen? Der Branntwein wird nur als Schutzmittel gegen Fieber und Erkältungen benützt; das Bier kann man nicht hinaus tragen auf die Puszta und zu Hause ist auch kein großes Begehr darnach. Da die Leute größtentheils Calviner sind, fasten sie niemals und kochen nicht mit Butter. Darin liegt das Geheimniß ihrer merkwürdig ausdauernden Lebens- zähigkeit: im guten Essen und im schlechten Trinken. Wer sich unter ihnen niederläßt, muß entweder ihre Lebensweise befolgen oder er kommt durch die Miasmen der Gegend um; lind so wird Jeder unter dem zwingenden Zauber der Umgebuug iu einen Ungar umgewandelt. Interessant sind die Studien, welche einige Fachgelehrte über die Entstehung der Theiß und ihrer Gegend geschrieben haben. Nach ihnen floß die Theiß in prähistorischer Zeit (Hunderttausende von Jahren angenommen) den siebenbürgischen Bergen entlang der Donau zu und wälzte sich dann langsam westwärts hinab, quer durch die ganze Ebene des Alsöld brechend, bis in ihr jetziges Bett, dessen rechtes Ufer sie auch jetzt noch fortwährend abzubrechen bemüht ist. Dem widerspricht Reclns durch die Angabe, daß znr Zeit der römischen Herrschaft die in einen Lagerplatz verwandelte Titeler Hochebene noch auf dem östlichen Ufer der Theiß gelegen habe, später eine Insel geworden sei nnd heute schou auf dem westlichen Ufer der Theiß liege. Aber diese Angabe wird durch Funde aus der Urzeit widerlegt: durch die iu ein- gestürzten Theißufern gefundenen Mammuthreste, durch die Pfahlbauten des Hofszüreter Sandhügels bei Töszeg, mit ihren Geräthen aus der Steinzeit und später aus der Bronzezeit, desgleichen durch die goldene Krone und das gerade Schwert aus der Gegeud von Alpär, durch die in den „Fünf-Hügeln" bei Szegedin vorgenommenen Grabungen, welche in verschiedenen, durch Jahrhunderte getrennten Epochen für Fürstengräber aus- ersehen waren. Hingegen erwähnt Eugen Szentklaray in seiner Beschreibung des Temeser Banales der Thatsache, daß man in neuerer Zeit mitten auf der Becskereker Ebene, unter jetzigem Weizenfelde auf das Wrack eines versunkenen Getreideschiffes gestoßen sei. Unsere Geologen sind allgemein der Ansicht, daß nicht blos jene größeren und kleinereu Sümpfe und Teiche, deren es im ungarischen Alföld die Menge gibt, und nicht blos die von der Theiß verlassenen todten Flußbetten, sondern auch die Er und dieHortobägy Überreste des einstigen Flußlaufes der Theiß sind. Diese Meinung wird durch die Wahrnehmung unserer Geologen bekräftigt, daß die das ungarische Alföld begleitenden Sodaschichten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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