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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 44 -
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44 nützlich, weil es die dichten Schwärme der Stechmücken vertreibt und von unserer Lager- stätte den Jsegrimm (Wolf) fernhält. Ein Sonnenuntergang am Theißnfer ist manchmal wunderschön. Der ganze Himmel gleicht einem Flammenkessel, dessen Farbe nach und nach in eine Art blendendes, gelbes Dunkel übergeht, das man die gelbe Finsterniß nennen könnte. Dann schießen gegenüber ain Himmel dunkelblaue Streifen auf und zertheilen den dichten Nebelschein, indem sie das gelbe Dunkel immer mehr eindämmen, bis endlich die Sterne durch das Blau hindurch blinken. Und min beginnt das Concert im Wasser. Millionen Frösche quaken und unzählbare „Gelsen" in Wassern und Himmeln summen durcheinander, der Wolf ruft sein Weibchen, die Blindmaus quiekt, die Rohrdommel brüllt, aus der Höhe tönt der Prophetenschrei der Wildgänse hernieder, von einem weit entfernten Dorfe her kommt verirrter Glockenton nnd zu alledem klappern eintönig die Wassermühlen. An der Theiß gibt es keine stumme Nacht. Aber Menschenstimmen hört man nicht, denn das nächste Dorf ist schon weit entfernt voin Ufer. Den Morgen verkündet der Lärm des gefiederten Volkes; immer ist das Reich der Gewässer lebendig und bewegt. Sowie es zu grauen beginnt, erheben sich die Vögel in ganzen Scharen, Tausende des sumpfbewohnenden Heeres dringen aus dem Weideuwald und vou den moorigen Inseln her; die Fischadler, die sich für die Nacht gruppenweise auf den Zweigen der Weiden niedergelassen hatten, gehen nun eilig der Tagesarbeit nach; dort sehen wir sie in spiraligem Fluge die Kreuz uud Quer über dem glatten Wasserspiegel herumirren, immer neuerdings zum Wasser niederschießen und, die Beute iu den Fängen, sich wieder trinmphirend in die Lüfte schwingen. Drei calvinische Studenten sind die Reisegefährten. Sie gehen auf Ferien nach Hause, von Debrecziu nach der Baranya; um „den Weg abzukürzen", nehmen sie die Tour über die Theiß, Donau und Drau. Die drei Reisenden singen ein „Quartett": „Es schaukelt sich mein Kahn", und sie kommen an keinem Dorfe vorbei, ohne über dasselbe eine Anekdote zu erzähleu. Das ist der uralte Phonograph des Alföld, das mündliche Vermächtuiß der Studenten, der Aufbewahrer der „Csittvärer Chronik". Sie kennen hier jedes Dorf, jeden Marktflecken, sie wissen wer dort Pfarrer, wer Rector ist, sie kennen deren Sporteln und es ist ihnen bekannt, ob es dort eine alte Kirche, einen Weinberg oder einen Wald gibt. Die wirkliche Steuerbasis kennen unverfälscht nur der calvinische Rector uud der Geistliche, und nach ihnen diese Wander-Studenten. In Ta rpa wachsen viele Pflaumen und Reinetteäpfel, und ein furchtbar saurer Wem, der, wenn er sich zieht, mit der Scheere abgeschnitten werden muß. Varsäuy wird durch die Theiß in zwei Theile geschnitten. Einst war es eine ganze Ortschaft, jetzt liegt es mit einer Hälfte auf dem rechten, mit der anderen auf dem linken Ufer der Theiß.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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