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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 80 -
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80 dem Thore Spalier, bis die Trauung zu Ende ist. — Die unvermeidliche Zigeunerbande beschließt deu Hochzeitszug und spielt auf dem Hinwege einen langsamen Ungarischen oder einen Marsch, gewöhnlich den Huuyady-Marsch; auf dem Rückwege geht es schon geräusch- voller her, ein feuriger Csardas wird losgebrannt und besonders häufig hört man das Aufjauchzen des Tolnaer Hochzeitsliedes, unter den Freudenrufen der Gäste und dem Kuallen der Pistolen. Diese Pistolen richten zuweilen auch einigen Schaden an; dann wird dem unglückseligen Kanonier aufgebracht, er habe die Mündung der Waffe mit dem Daumen zugehalten, um den Knall stärker zu machen. In den Gegenden von Abanj-Zemplen hat der Hochzeitszug auch kleine Hindernisse zu überwinden. Übermüthige Bursche drehen Stricke aus Heu und Stroh und spannen sie quer über den Weg des Zuges, dem Hochzeitsbitter liegt es nun ob, mit einem einzigen Säbelhieb diesen Knoten zu zerhauen. In der Regel gelingt dies, mitunter aber läuft, dank dem erwähnten Übermuth, eine Rebschnur oder gar ein Draht durch das Strohseil und dann geht es auf einen Hieb nicht entzwei. Der Hochzeitsbitter mnß also vom Pferde steigen und unter allgemeiner Heiterkeit mit dem Messer vollenden, was er mit dem Säbel schlecht begonnen. An manchen Orten herrscht auch die Sitte, daß nach der Trauung jede Partei an ihren Ausgangspunkt zurückkehrt, also auch die Braut ins Haus ihres Vaters, woselbst sie bis nach der Mittagsmahlzeit verbleibt, um dann vom Wagen des Bräutigams unter einem Geleite von Berittenen abgeholt zu werden. Die Bursche gehen hinein, nur einer bleibt draußen, ein Gesell, der sich als altes Weib verkleidet hat und, emsig die Spindel drehend, den Gassenden die gute Lehre gibt, daß jedes Mädchen so beschaffen sein müßte wie er, der sogar zur Hochzeit den Spinnrocken mitbringe. Drin im Hause wird mittler- weile die Braut verlangt, auch möchte sie ohne Weiteres mitgehen, aber siehe da, nun tritt ihr der Herr Rector, oder der Herr Kantor in den Weg und hält ihr, ehe sie entlassen wird, eine prächtige Abschiedsrede in Alexandrinern, mit Bezug auf Bater, Mutter, Groß- eltern und Geschwister. Ströme vou Thränen werden vergossen, das Weinen ist ansteckend; glücklicherweise stampfen die Pferde vor Ungeduld und ein Gleiches thun die Bursche, das Mädchen muß sich also endlich doch vom Mntterherzen losreißen und zieht dnrch die Gassen des Dorfes, von allen Burschen begleitet, unter Mnsik und Geknall nach dem Hanse des jungen Gatten. Ans den Armen wird sie vom Wagen gehoben, aber ehe sie sich zu den Gästen begibt, macht sie in der Küche Halt, setzt sich aus einen Schemel unter den Schornstein, uimmt ein kleines Kind auf ihren Schooß und verzehrt aus einer Schale etwas Honig, während sie auch jedem Umstehenden einen Bissen Kuchen, in Honig getaucht, verehrt. All das als Zeichen der Häuslichkeit, der Liebe zu ihren Kindern und der Sanstmnth, deren sie sich befleißigen wird. Bei den Jazygiern erwartet sie die Mutter
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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