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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 83 -
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83 Ein Grund zur Klage ist das nicht; bei dem Einnehmen der Plätze wird mit so feinem Takt verfahren, daß die Reihenfolge selbst nach einem vorher ausgearbeiteten Plane nicht besser ausfallen könnte. Die Würdigeren und Älteren, mit besonderer Rücksicht auf weißes Haar, sitzen obenan; der Beistand an der Ecke oder im Mittelpunkte der Tischseite; ihm gegen- über Braut und Bräutigam, in der Theißgegend gewöhnlich „unter dem Spiegel", daher die bedauernde Redensart von den alten Jungfern: „die kommt auch lange nicht unter den Spiegel". Das junge Paar ißt aus einem Teller, trinkt aus einem Glase. In manchen Gegenden behält der Bräutigam auch während des Essens den Hut mit dem Blumeubuschen auf. Der andere Theil des Tisches gehört den Jüngeren, je nach ihrem Alter. Am ganzen Tische ist kein Mädchen zu sehen. Sie sind alle verschwunden. Die Bursche sind zum Theil kleine Brautführer, die also keinen Platz brauchen, die anderen schleichen hinter den Matronen herum, die ihnen über die Schulter hinweg manchen Leckerbissen zukommen lassen. Am untersten Ende der Tafel, also unmittelbar in der Ecke neben der Thüre, steht ein Eimerfaß, mit einem Tischtuch bedeckt. Dies ist das „Banat", nnd der Mann, der dort sitzt, ist der „Hochzeitsbitter aus dem Banat", der „Knmanische Kapitän", ein geriebener Spaßvogel, der zu Tanz und Scherz anreizt nnd zur Unterhaltung der Gäste sich und Andere zum Narren hält. Das „Banat" ist immer sehr lustig, so lange die Gesellschaft am fertigen Spaß Gefallen findet, aber vordringlich wird der Mann nie, denn das läuft gegen seine Würde. Jetzt geht die Thür auf und die Brautführer, je nach der Menge der Gäste und dem Maßstab der Festlichkeit vier bis sechs an der Zahl, tragen der Reihe nach die Speisen aus. Der erste Brautführer wünscht dem Herrn des Hauses und seinen ehrenwerthen Gästen einen „glücklichen guten Tag", recitirt ein Earmen von vier bis acht Versen, wünscht guten Appetit und stellt dann die Schüssel hin. „lessek (Belieben!), Mögen Euer Gnaden in Gesundheit leben!" Die Gäste greifen zu ihrem Eßzeug, das sie in Servietten gebunden, mitgebracht haben, — ein alter Gebrauch, der in Klein-Kumanien noch heute herrscht, während er anderwärts schon abgekommen ist. Das Menn des Hochzeitsschmauses ist folgendermaßen bestellt: 1. Suppe, aus Geflügel und Rindfleisch, darin eingekocht Nudeln oder Ziermehl- speise, oder eine schneckenförmige Mehlspeise, Gänsekröse genannt, dessen Zubereitung Zeit erfordert, so daß die Hausfrau schon vor Wochen daran gegangen ist. 2. In Snppe gekochtes Fleisch, mit Essig-, Rahm-, „Kren-" oder „Paradeis"-Sauce. 3. Eingemachtes, vom Lamm, Kalb oder Geflügel, oft von allen dreien, mit kleinen Leberknödeln und säuerlicher Bertramsauce. Nach diesem Eingemachten bemißt der Ungar die Üppigkeit des Tisches, was er mit den Worten ausdrückt: „Das Suppige allem muß siebenerlei sein." 4. Gefülltes Kraut; uuvermeidlich. tt*
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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