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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 86 -
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86 Desto beliebter sind die Anekdoten, Schnurren, Neckreden. Beim Braten werden schon Räthsel aufgegeben und die Schwanke der Brautführer machen sich geltend. Der Eine z. B. droht: „Ich hau' Dir ihn so an den Kopf, daß er in Stücke geht!" und die schwächeren Herzen an der Tafelrunde sehen bereits entsetzt, wie irgend etwas Wuchtiges, iu eine Serviette gewickelt, auf den Schädel des anderen Brautführers niederkracht. „Hab' ich Dir's nicht gesagt, daß er in Stücke gehen wird?" (Natürlich war nicht der Kopf gemeint, sondern der Mandelkuchen in der Serviette, den nun Beleidiger und Belei- digter auf zwei Teller häufen und lachend dem erschrockenen Weibsvolk anbieten.) Nach dem Milchbrei kommen die Köchinnen herein und halten den Gästen mit der dick verbun- denen rechten Hand einen gewaltigen Kochlöffel hin. Sie hätten sich, heißt es, beim Brei- kochen die ganzen Hände verbrannt und bäten jetzt um das Breigeld, für den Apotheker. Die Kochlöffel füllen sich mit Kreuzern und auch Sechsern, denn manche Spender wünschen sich hervorzuthun. Lärm und fröhliche Stimmung nehmen zu, aber das Geklirr von Messer uud Gabel verstummt. Auch der Kaffee ist getrunken, so weit er eben Feinschmecker findet, aber kein Mensch verläßt seinen Platz, bis nicht der Hochzeitsvater, der um diese Zeit nicht bei Tische zu sitzen Pflegt, die Mütze auf dem Kopfe, eintritt und mitten im Zimmer stehen bleibt. Da verstummt plötzlich Alles, der Hausherr nimmt die Mütze ab und sagt: „Lasse Gott Euch das Esse» wohl bekommen!" Und alsogleich bittet auch die Hausfrau um Entschuldigung, wenn vielleicht etwas nicht nach Wunsche gerathen sein sollte, worauf aber ringsum laute Proteste erschallen, die Bänke gerückt werden, die Gäste sich in Dank- sagungen erschöpfen nnd das Zimmer sich langsam leert. Die älteren Männer zünden die Pfeifen an, die Bursche haben gar Cigarren zwischen den Augenzähnen, sie haben sie heute schon fünfmal angezündet und werden sie noch ebenso oft anzünden. Bei ärmeren Hochzeiten, wo die Zigeuner „nur von ungefähr hingerathen sind", wird für diese eine Sammlung veranstaltet. Der weibliche Theil der Gesellschaft geht heim, um sich für den Tanz umzukleiden. Nach einer halben Stunde ist die Gesellschaft wieder vollzählig und es beginnt der Tanz, der bis zum hellen Morgen währt; im Herbst dient der Hof als Tanzplatz, im Fasching das Zimmer. Dieses ist mittlerweile gelüftet und gefegt worden. Alles überflüssige Geräth ist beseitigt, nur die ^I-förmige „Tischbank" im Fensterwinkel ist sammt ihrem Tische stehen geblieben. In dieser Ecke sitzt der Beistand mit den bejahrteren Männern, unter denen die auswärtigen den Vorrang haben. Die Lammfellmützen scheinen an den Köpfen festgewachsen zu sein und rühren sich um keinen Preis, es wäre denn, daß irgend ein sehr vornehmer Gast einträte, der Geistliche etwa oder der Gutsbesitzer, und man durchaus das Haupt entblößen müßte. Aber selbst in diesem Falle wachen ein paar Frauen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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