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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 110 -
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110 Hakenstock. Fälle von Wegelagerei, Raubauschlägeu, Raubmord und rohem Blutvergießen sind auf dem Gebiete der Alföld-Magyaren am seltensten. Der Fremde, wenn er diesen wortkargen, ernsten, braungebeizten Leuten unterwegs begegnet, wie sie in ihrem nmgewendeten Suba-Pelz die Straße entlang schlendern oder ans leichtem Dreigespanne, ans raschem Rößlein ihm entgegenjagen, ließe sichs nicht entfernt träumen, mit welcher Freundlichkeit sie den Fremden in ihrem Hause oder an ihrem Pferch empfangen und mit welcher Sicherheit er unter ihnen reisen kann. Auf dieser großen Ebene betreibe» höchstens die Schäferhunde berufsmäßige Wegelagerei. Arbeit. — Bei der Arbeit helfen sich die Magyaren gerne gegenseitig aus. Bei Bauarbeiten darf Jedermann füglich nicht nur auf seine Verwandten und sämmtliche Bekannten, sondern selbst auf Leute rechne», mit denen er im „Zorn" lebt, kurz das ganze Dorf hilft ihm, wofür die Sprache sogar mehrere eigene Ausdrücke hat. Das ist eine Pflicht, die Jedermann ebenso unweigerlich erfüllt als die des Wasserholens und Löschens bei einer Feuersbrunst. Den Lohn für solche Hilfe bildet nach gethaner Arbeit eiu kleiner Weihetruuk (älckomäs), zuweilen ein „Schönen Dank!", worauf der, mit dem mau im Zoru lebt, entgegnet: „Gern geschehen, Gevatter, schasst ein andermal, unseren Zorn können wir ja bei alledem behalten." Gewisse Arbeiten gelten als Unterhaltung und Feiertagsbeschäftigung. So das Knkuruzschleißeu, das als allgemeines Stelldichein für Dirnen und Bursche dient nnd von Dämmerung bis Mitternacht dauert, uuter Lied uud Scherz, Märchen uud rotheu Mais- kolben, für die man einen Kuß zu kriege« hat. So geht das fort vou Tag zu Tag, ja vou Woche zu Woche. In Moudscheiuuächteu geht es aus Haufbrecheu, dessen Getöse aber der Bnrsche, der draußen die Pferde hüten muß, uur vou weitem hört. Dann gibt es die Spiunstube, wo die Lieder entstehen, wo die Märchen, Sagen, Legenden wachsen und sich verbreite«, sprechende Beweise mancher seltenen Begabung für Erfindung und Vortrag, uud wo man eiueu angezündete» Wergknäuel, der in die Luft geworfen wird, in Heirats- sachen befragt. Flammt der Werg noch in der Luft so auf, daß er verbreuut, dauu ist die Hochzeit gewiß, fällt er jedoch breuueud zu Bodeu, dauu heißt es weiter warteu. Hurtig rühreu sich die Finger, in dichten Spiralen läuft der Fadeu die kreiseude Spindel hinan, uud es trifft sich mitunter, daß eine übermüthige Dirne anch das lange Haar des verliebten Burschen in den Faden hineindreht, — doch daran ist der Bursche schuld, was hat seiu Haar dort zu suchen? An vielen Orten liegt auch die Bewachung des Weingartens den Mädchen ob. Sobald die Traube« zu reisen beginnen, verläßt das gesammte Mädchenvolk das Dorf nnd begibt sich hinaas auf de« Weinberg, nm dort zn backen, zn kochen, mit großem Geschrei die Staare zu schrecke» und so den Weingarten bis zur Lese zu bewacheu.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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