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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 142 -
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142 Gewöhnlich fallen die Märkte auf Souu- oder Feiertage. Der gute König Bela hat fchou vvr achthuudert Jahren den Versuch gemacht, sie auf den Samstag zu verlege», aber ohne Erfolg. Der Viehinarkt gibt sein Recht anf den Sonntag nicht auf, und an diesem heiligen Tage wimmeln anf den ungeheueren Marktplätzen, die kaum kleiner sind als der Stadtbezirk selbst, Rinder-, Pferde- und Schafheerdcn in dichtem Gedränge. Das ist der Tag des vollen Beutels. Am nächsten Tage beginnt der Waarenmarkt („Markt zn Fuß"); eine günstige Gelegenheit für den armen Mann, sich einmal nach Herzenslust wichtig zu machen, denn so viel liebe Worte und freundliche Blicke werden ihm sonst das ganze Jahr nicht zu Theil, wie jetzt in einer Stnnde von Seite der schlauen Jahrmarktschneider und geschmeidigen Kattuuhäudler. Nur die einzigen Kürschner überheben sich, denn ihre Waare geht auch ohne Schmeicheleien reißend ab. Und allenfalls noch die glücklichen Inhaber der Garküchen („Bratenzelte"), denn lustige Mnsik, mit frischem Bratendnft gemischt, ist stärker als Meuscheuzuugeu. Da reden die Thatsache», etwa wie Arany sie schildert: „Wenn gleich des lust'ge» Feuers Funken sprühen, Tanzender Betyaren Hände klatschend glühen, Lustig gekleidet im Tanz sie draußen hnpfen, Keiner hat Angst vor Niesen oder Schnupfen, Denn dieser Schlag, der kennt nur e i n Erkälten, Aber das eine muß dann ewig gelten." Ja, die habe» den richtigen Pnnkt bereits getroffen nnd ihrer gnten Lauue macht höchstens der Rausch oder der Commiffär ei» Ende. Weit stiller »»d harmloser gestaltet sich das Marktlebeu um die „Kasfeetische" her, dereu jeder uebeu einem blechernen Koch- herd steht, vollgeräumt mit Näpfeu, die eiueu halbe» oder Viertelliter halten nnd in denen die Tischfran ihren Kunden „frischen Kaffee" a»ssche»kt. Eine ganze Grnppe von Frauen uud Mädcheu umsteht den dampfenden Tisch und verzehrt ganz selig den dünnen Kaffee, dessen Mvkkagehalt wohl nicht tadellos ist, die Milch dagegen desto vortrefflicher, frisch gemolken, frisch ausgekocht, so daß eiue Herrschaft sie nicht besser kriegen könnte. Unter den guten Marktleuten freilich kommen besonders die Tanya-Bewvhner nur bei solchen Markt- gelegenheiten in die Lage, sich dem Kaffeegennß hingeben zu können. Der Eine nnd der Andere führt sich auch seiue Portion so gründlich zu Gemüthe, daß er gleich zwei oder drei Näpfe voll hinter die Binde gießt. „Darum ist ja der Markt ein Markt, damit wir uns da gütlich thun." Der nüchterne Verkehr wimmelt noch immer dort in den Zeltgassen nmhcr. Mann uud Frau sind unzertrennlich; denn ein so unbeschränkter Herr der Gatte bei Kauf und Verkauf des Viehes ist, ebenso untergeordnet ist seine Rolle auf dem Waarenmarkt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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