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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 162 -
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162 Eine Gruft besitzen die wenigsten Kirchen. Häufiger sind die mit Inschriften und Ornamenten versehenen Gedenktafeln, welche, an der Außen- oder Innenseite der Mauern angebracht, bald dem Andenken einzelner hervorragender Familien oder Menschen, bald der Erinnerung an irgend ein denkwürdigeres Localereigniß gewidmet sind. Der bemerkenswertheste Fund aus der Zeit der Ärpädeu ist die auf der Puszta Büugösd im Bekeser Comitat herausgeackerte kleine Reiterstatue, welche Graf Weuckheim dem ungarischen Nationalmuseum vermacht hat. Auf formlos schwerem Pferde sitzt ein Reiter; er trägt ein bis an die Knöchel reichendes Gewand und in der linken Hand einen großen schmalen, oben halbkreisförmigen, unten spitz zulauseudeu Schild; in der rechten hält er einen erlegten Hasen; sein Hund ist rückwärts auf die Croupe des Pferdes gesprungen. Es ist dies ein Werk aus der ersten Zeit der Ärpädischen Könige. Diese Statuette, deren primitive Kunst beweist, daß sie einheimische Arbeit ist, erregt auch dadurch eiu besonderes Interesse, daß sie uns die magyarische Tracht der Vornehmen damaliger Zeit vor Augen führt. Das große Publicum hat sich so sehr in die Auffassung eingelebt, die jetzige magyarische Tracht, die engen Hosen, verschnürten Dolmänys und Mentes für das Herreueostüm seiner Vorfahren zu halten, daß es sich nur schwer mit der uubezweiselbaren Thatsache befreunde» kann, wonach die Könige und Magnaten der Ärpäden-Zeit «ach byzantinisch m Hofschnitt gebildete, lange, nnverschnürte Mentes trugen, später aber zur Aujou-Zeit und noch unter König Matthias in den Palästen zu Visegräd und Ofen die italienische Mode die herrschende war, das rasirte, bart- und schnnrrbartlose Antlitz und der weite Überwurf, wie an den Bildnissen der Corvin'schen Codexe zu sehen. Der jetzigen ungarischen Galatracht begegnen wir zuerst im XVI. Jahrhundert. Als kriegerische Tracht aber diente bei den Adeligen Ungarns das Eisenhemd orientalischer Art selbst noch zu einer Zeit, wo dasselbe im Westeu längst uicht mehr gebräuchlich war; daneben freilich glänzten auch uoch Stahlharnische uud geschlossene Helme von verschiedenen Formen. Auch die Zeit der Kreuzzüge ist in dieser Gegend nicht ohne Denkmal geblieben. Ein großer Theil der Kreuzscharen nahm seinen Weg über Ungarn, am rechten Ufer der Donau, iu der Richtung nach Eonstantinopel nnd Jerusalem. Einzelne Scharen setzten auch über die Donau, und nicht selten findet man im Alsöld Münzen, die von den Kreuzfahrern herrühren, so die Wiener Pfennige, die Salzburger und Friefacher Silbermünzen, ja auch französische Münzen aus dem XII. und Xlll. Jahrhundert. Friesacher uud Wiener Münzen sind so häufig, daß die Münzsammlung des ungarischen Natioualmuseums iu dieser Hinsicht zu den reichsten in Europa gehört. Das Eude der Ärpädischen uud den Beginn der Anjon-Zeit kennzeichnen die silbernen Schnmckgegenstände und Schalen des Museums in Halas, auf deren einer
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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