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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 216 -
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216 auch nothwendig. Die Lebensbedürfnisse steigerten sich und deßgleichen die Anforderungen des Staates an den Einzelnen; es galt also auch die Produetiou zu steigern. Aber zugleich machten die nach allen Richtungen gebauten Eisenbahnen es möglich, das erzielte Getreide zn verkaufen. Heute ist die Puszta nicht mehr, was sie war. Wer etwa die Strecke zwischen Donau und Theiß vor vierzig Jahren gekannt, würde sie heute uicht mehr erkeuueu. Damals war die Puszta von der Pest-Czegleder Eisenbahnlinie hinab bis Majsa und Halas überall bloßer Weidegrund. Kein Baum, keiue Tauya war da zu seheu. Hier uud da wurde etwas Weniges gepflügt — auf Halbscheid. Zum Verkauf blieb von der Ernte kaum etwas übrig. Die Bewohner der umliegenden Dörfer waren die Halbbauern, nur selten die Puszten- bewohner, welche in selbstgebauten Lehmhütten wohnten; sie höhlten nämlich eine Grube iu der Erde aus, umzogen den Rand mit einem Geländerzaun aus Weidenruthen, verschmierten dieses Geflecht mit Lehm, legten dann ein Dach darüber, nicht ohne ein paar Fenster in der Feuermauer offen zu lassen, und das Wohnhaus war fertig. Heute schimmern überall die weißen Wände wohlgebauter und reingehaltener Tanyas aus grünem Akaziendickicht hervor. Die Städte vertheilten den gemeinsamen Pnsztenbesitz unter ihre Bürger. Diese verließen dann entweder die Stadt, bauten sich mitten in ihrem Feldantheil eine Tanya und bezogen dieselbe mit der ganzen Familie, oder sie konnten sich von der Stadt nicht trennen und verkauften jene Felder an Unternehmungslustigere. Um die Tanyas her entstanden Gemüsegärten, wohl auch Obstpflanzungen, ja sogar Weingärten. Die einzelnen Ackerstücke wurden mit Gräben umfangen und in diesen oder längs ihrer Böschungen Reihen von Akazien gepflanzt. Vielfach — besonders im Pester Comitat — zogen selbst die größeren Grundbesitzer auf die Puszta hinaus, wo sie sich Maierhöfe und Wohnhäuser bauten, um dort Sommer und Winter verbringen zu können. Manche Puszteu sind in Bezug auf Cultur und Bewirthschastungssystein heute sogar diesem und jenem städtischen Gebiete voraus. Der städtische Bürger hält sich wenig auf der außen gelegenen Tanya auf. Er geht wohl zur Zeit der Hauptarbeiten hinaus, sein ständiger Wohnsitz aber bleibt die Stadt. Er wendet nicht seine ganze Sorge der Tanya zu. Er kümmert sich nicht viel um ihre Verschönerung. Der Pnsztenbewohner dagegen wird schon durch die Nothwendigkeit hiezu gezwungen. Er kann nicht zwei oder drei Stunden weit in die Stadt hineinlaufen, wenn er ein Stück Holz braucht, daher pflanzt er sich das lieber draußen. Auch Obstbau treibt er, da er in der Nähe keinen Obstmarkt findet. Aus demselben Grunde muß er sich einen Garten anlegen. Freilich besteht sein Obstgarten nur aus etlichen Weichsel-, Aprikosen-, Pflaumen- und Maulbeer-
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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