Seite - 250 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9

250 Klcin-Kumanen sind, mit Ausnahme der jazygischen Colonien, reformirt, nnd zwar sind die Gemeinden — um uns die Antwort eines ihrer Richter ans die Frage des Erzbischofs von Erlan anzueignen („Gibt es hier Römisch-Katholische?" „Nein gnädiger Herr, wir sind Gott sei Dank ganz rein!") — ganz rein, das heißt entweder rein römisch-katholisch oder rein resormirt, und auch wo sich eine gewisse Mischung zeigt, ist der eine Theil gewöhnlich eine an Zahl und Besitz verschwindend unbedeutende Minorität. Die Jazygen sind ein sehr glaubenseifriges Volk und haben Sinn dafür, ihren Eifer bei den verschiedenen kirchlichen Ceremonien mit gebührendem Pomp zu bekunden. Die Rosenmädchen der Prozessionen, der Glanz der Fackelmessen, bei denen man die jazygischen Väter mit der Andacht und in der Tracht ihrer Vorfahren aus dem vorigen Jahrhundert (blauer Fuchspelz mit Silber- knöpfen, ungarische Hosen und Stiefel) prunken sieht, sind angenehme Überraschungen für das Auge. Für ihre Geistlichen hegen sie eine unbegrenzte Ehrfurcht. Der calviuistische Kumane hängt nicht weniger an den einfachen Formen seiner Religion, da ihm aber diese keinerlei Pomp gestattet, eindringlichen Gesang und die uugewöhuliche Größe der Kircheu ausgenommen, so sieht er den Luxns in der Anzahl seiner Priester. Ihm ist „ein Pfaff' in einer Kirche" nicht genug, sondern er hält sich zwei, mit gleichem Rang uud Wirkungskreis. Dieses System beginnt bei den Groß-Kumaueu und blüht auch in den volkreichen Kirchen jenseits der Theiß. Die Jazygo-Kumaueu wohnen mit 220.000 Seelen auf einem Flächenraum vou 4.700 Quadratkilometer in 25 Gemeinden. Von den letzteren liegen 11 auf jazygischem, 6 auf groß-kumauifchem und 8 auf kleiu-kumauischem Gebiet. Ursprünglich so scheint es — und auch in der Geschichte finden sich Spuren davon — zerfiel jeder Stamm in sieben Zweige und hatte auch sieben „Herbergen" (s?ülläs) oder „Sitze" (üles); wo diese Zahl sich vermehrt hat, handelt es sich um nichts Anderes als um den ansgeschwärmten Theil einer Gemeinde, und wo sie geringer ist, folgt dies aus der Verschmelzung zweier Schwärme. Das kleinste Gebiet ist das der Jazygen, aber dennoch das meist bevölkerte und reichste; Groß-Kumauieu ist etwas größer uud gleich wohlhabend, aber verhältnismäßig weniger bevölkert. Am größten — größer als beide zusammen — aber an Bevölkerung uud Ertragskrast am ärmsten ist Klein-Kumanien. Die Berge kennt der Jazygo-Kumane nur von ferne, der Jazyge die Mätra, der Kumane das Gebirge von Tokaj, das er bei klarer Luft sieht; der Klein-Kumaue sieht meistens nichts dergleichen. Statt des Gebirges haben sie den Sand, obwohl auch den nicht überall, besonders in Groß-Kumanien, wo der Sand gerade so für Geld gekauft wird wie der Kalk, was nicht ausschließt, daß es nirgends so rein gehaltene Häuser gibt als in Groß-Kumanien. Die schönste Lage haben die dem Fuße der Mätra vorgelagerten, mit Sand gemischten oder reinen schwarzen Lehmboden zeigenden ertragskrästigen jazygischen Felder. Noch