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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 261 -
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261 Nachdem das Wasser sich verlaufen hatte, bildeten zurückgebliebene „Meeraugen" noch lange Zeit Hindernisse für die Besiedelung der tiefer liegenden Theile. Es ist jedoch mehr als wahrscheinlich, daß die Bergbewohner dieser steinzeitlichen Epoche sich schon ziemlich früh des Tieflandes bemächtigten und es durch Pfahlbauten zu ihrem Wohnsitz, ja ihrer Festung tauglich machten. In sehr trockenen Jahren, wie z. B. 1863 geschah, ragen bei Äroktö (Borsoder Comitat) aus der Theiß Pfahlreihen empor. In der benachbarten Gemeinde Bäbolna berichten die Alten von ähnlichen Dingen. Sie halten diese Pfahlreihen für Brückenköpfe aus der Zeit der „Györe" (Erdburgen), doch sind sie vielmehr als Überbleibsel von Pfahlbauten aus jener Zeit zu betrachten, da die Theiß ihren Lauf noch südlicher nahm, die Oberfläche aber beinahe das Niveau des jetzigen Bettes hatte. Spuren von Pfahlbauten sind auch in dem der Matra näher gelegenen Fiizes-Abony (Hevefer Comitat) aufgetaucht. In der neolithifchen Steinzeit aber bestand die Colonisiruug des Menschen darin, daß er für sein „Heer" (seine Familie) eine passende Herdstelle auf einem von der Natur befestigten Berggipfel oder Hügel ausfindig machte, deren Zugänglichkeit er leicht beschränken konnte. Statt eines Wachtthnrmes diente die Örtlichkeit selbst, die einen weiten Ausblick gestattete. Das audere Hauptersorderniß war die Nähe von fließendem Wasser, er ließ sich also bei Quellen, an Wasserläufen nieder. Den nach diesen Gesichts- punkten erwählten Platz befestigte er dann durch Wassergraben und Rasenwall zu einer Schanzenburg, die ihm zum Heiligthum der Familie, Wohnsitz der Götter und Vorraths- haus seiner werthvolleren Habe wurde. Hier war der gemeinsame Herd, wo er an mächtigem Feuer, wie es zu seinen plumpen Gefäßen paßte, seine Speisen bereitete und seine Thon- geschirre brannte. — Das Bild der urzeitlichen Herdplätze ändert sich von Zeit zu Zeit. Auf das friedfertige Familienheer der neolithifchen Zeit folgen die weiter fortgeschrittenen und kriegerischeren Stämme der Bronze- und Eisenzeit. Die uralten Erdburgen gehen aus einer Hand in die andere über und wachsen mit der Zeit zu immer höheren Hügeln empor. Ein Hügel, der lediglich der Steinzeit angehört, findet sich zwar längs der ganzen Matra-Ebene nicht, in seiner Grundlage aber stammt jeder aus der Steinzeit. Die meisten haben noch jetzt 20 bis 25 Schichten und unter einer jeden schlummern nicht ein oder zwei Menschenalter, sondern dem Charakter ihrer Alterthümer gemäß Jahrhunderte. Die Legenden von Jahrhunderten sind unter jeder solchen Schichte begraben. Das Volk nennt diese geweihten Stätten der Urzeit mit verschiedenen Namen, am häufigsten „Erdburg" (külävür), „Körperhügel" (testkulom), „Leichenburg" (wtemvär) und „Knmaneuhügel" - (kunkalvrn). Die kurze Herrschaft der Hunnen und Avaren hat hier mehr Spuren zurückgelassen als die vor ihnen dagewesenen Bewohner zusammengenommen. Von den Avaren rühren
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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