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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 288 -
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288 Magnat führte in Debreczin die Reformation ein. Der Geistliche Valentin war der erste Missionär daselbst. Das Volk von Debreczin trat massenhaft zum erneuerten Glauben über, nach sechzehn Jahren war die ganze Stadt protestantisch und nach weiteren zehn Jahren der Lehre Calvins ergeben. Alle Gotteshäuser wurden der neuen Religion eingeräumt, jede andere Kirche ging ein. Die staatzertrümmernden großen Katastrophen, die nun folgten, theilten Debreczin für lange Zeit der siebenbürgischen Fürstengewalt zu. Diese Zeiten voll mannigfacher Wechselfälle haben die Lebensweisheit Debreezins zur Entwicklung gebracht. Auf dem Heerwege von drei- und viererlei feindlichen Armeen gelegen, ohne steinerne Mauern, ohne Kriegsheer, und dennoch frei, treu dem Vaterlande, ausdauernd in der Arbeit der Aufklärung, der Wissenschaft, stand die Stadt allein da gleich einer unab- hängigen Republik. Sie kaufte sich frei vom Sultan, von den Paschas, von ihren eigenen Fürsten, von den kaiserlichen Feldherren; gegen alle jene verwüstenden Heere schickte sie keine Truppen aus, sondern entrichtete die ihr auferlegten Kriegscontributionen: sie griff auch weiter zu keiner Heugabel, um sich mit dem Feinde zu messen, sondern schickte ihm Richter und Vorsteher entgegen, die den Handel mit ihm abschlössen, so daß Feuer und Schwert ihr fernblieb; die kriegslustige Jugend wußte sie daheim in Zucht zu halten und die Volksleidenschaft zn zügeln, welche lüstern ist nach Gefahr. Mehr als einmal stieß es jenen hervorragenden Abgesandten zu, daß der trotzige Feind sie in den Kerker werfen, ja auf die Folter spannen ließ; dem Wortführer, dem Richter wurde der Kopf vor die Füße gelegt, aber solch trauriges Beispiel hielt die Nachfolgenden doch nicht zurück, — Debreczin war das Vaterland. Wie oft während dieser Zeitläufte nahm Debreczin die flüchtigen Bevölkerungen ganzer Städte, wie Szegediu, Mako, Csanad auf, und eine zeitlang auch die von Särospatak vertriebenen Professoren und Studenten der reformirten Hochschule! Die Getreuen der überall verfolgten Reformation fanden hier ein bleibendes Asyl, und als Franz Räköczy nach dem Abschluß seiner kriegerischen Geschicke das Land verließ, vertraute er die Scharen schutzlosen Volkes, die ihm nachgezogen waren, namentlich die Flüchtlinge aus dem Barser Comitate, das Weiber- und Kinderheer der Knrntzen, der Obhut Debreezins an, welches sie aufnahm. Und als es endlich dahin kam, daß alles Beschwichtigen und Zahlen nicht mehr nützen wollte, da bewies das Volk von Debreczin, daß es sich auch des Schwertes nicht entwöhnt hatte; als im Jahre 1566 die verheerenden Schwärme der krimischen Tataren, ein Volk in Sclavenfesseln mitschleppend, sich gegen Debreczin heranwälzten, da wurden sie auf dem Felde zwischen Szoboszlo nnd Ujvaros durch die Bürgerschaft zersprengt, die Sclaven befreit, — noch jetzt heißt der Ort des Kampfes „Blutthal" (vervöl^).
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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