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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
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460 Die Weinbauern der Gegend cnltiviren den Rebstock mit Vorliebe nach dem Bogen- schnitt. Sie ziehen ungefähr solche Rnthen wie die rheinländischen, nur daß sie die eine bis zwei alljährlich geschonten Ruthen noch länger belassen und nicht wagerecht oder im Halbbogen gegeu deu nächsten Rebstock hinziehen, sondern sie in der Richtuug der Reihe, die eine nach aufwärts, die andere nach abwärts im vollen Bogen an den eigenen Wein- pfahl zurückbiegen und an ein bis zwei Stellen mit Rafia, Weidenrnthen oder Schilf fest- binden. Im richtigen Verfahren bei der Rebencultur wird das Volk jetzt iu der auf dem Maria-Theresienberge errichteten Winzerschule unterwiesen. Einen beliebten Rothwein liefert anch Panl is , wo die Maros schon völlig die Ebene erreicht. Von hier folgen wir dem Marosthale, an Esicser und Glogoväcz mit ihren alten Abteiruinen vorbei und gelangen bald nach Arad. Ar ad hat eine Vergangenheit von achthalb Jahrhunderten und erscheint dennoch als ganz junge Stadt. Es ist die erste königliche Freistadt, die an dem Austritt der bis hierher 500 Kilometer langen Maros in die Ebene entstanden ist, und vielleicht die erste, die auch nach ersolgtem Ortswechsel ihren Namen behalten hat. Die Leute von Glogoväcz zeigen noch jetzt fünf Hügel, welche sich von Norden gegen Süden regelrecht aneinander- reihen und der Sage nach dadurch entstanden sind, daß fünf Köuigssöhue des Riesenvolkes auf der Wanderschaft hier Rast machten, um sich mit ihren Stäben den Straßenkoth von den Bundschuhen zu scharren, und zwar in so großen Mengen, daß jeder Wanderstab davon einen ganzen Hügel aufhäufte. Nach Anderen waren auf den fünf Hügeln die Zelte Belas des Blinden aufgeschlagen, als er jenen berühmten Reichstag abhielt, welchem 68 Magnaten zum Opfer fielen. (Die Abbildung der „fünf Hügel", Öthalom, haben wir schon auf Seite 153 dieses Bandes gegeben.) Acht Kilometer weiter gegen Osten erhebt sich wieder ein kleiner Hügel, der einen Obelisken aus Granit trägt; darauf sind dreizehn Namen eingegraben und die Jahreszahl 1849. Zwischen diesen Hügeln bewegt sich die achthalbhundertjährige Geschichte der Stadt Arad. Uud mit der Geschichte, mit der Zeit hat sich auch die Stadt thatsächlich fortbewegt uud ist vorwärts geschritten. Denn das alte Arad lag an der Stelle des heutigen Glogoväcz. Aus feiuer älteren Vergangenheit sind nur die fünf Hügel und geringe Trümmer seiner im romanischen Übergangsstil erbauten Kirche übriggeblieben. Um die Mitte des XVI. Jahrhunderts wurde die Stadt an dem jetzigen Orte angelegt; die Gründer der alten Stadt waren Slaven, die der neuen waren, sonderbar geuug, Türken. Aber schon als Arad zum erste» Male zu Gruude ging, war es eine magyarische Stadt, und so findet es der Reisende auch jetzt. Seine Festung wurde um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nach den Plänen des Generals Baron Harsch erbaut. Sie galt zu jener Zeit für einen Triumph des Festuugsbaues, aber schon Josef II. meinte, die daran gewendeten Millionen wären hinausgeworfenes Geld.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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