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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 465 -
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465 historischen Gesängen oftmals erwähnt wird. Chroniken des XVI. Jahrhunderts gedenken der daselbst ständig angesiedelten Zigeuner, welche hier vielleicht zuerst in ganz Europa sich zum Gemeindeleben bequemt haben. Die Schilderung, die von ihnen gemacht wird, erinnert vielfach an die Bettlerversammlungen, „Gaunerkilt", zu Gersau iu der Schweiz. Jetzt ist die Bevölkerung größtentheils rumänisch, sowie auch in Nadab, Erdöhegy, Szekudvar, Siklö, Ottlaka, Ketegyhäza, Kurtics (dem ehemaligen Kurtaegyhäz) uud Mäcsa, doch sind die Rumänen später eingewandert, wie auch die Deutschen in Elek, Szent-Märton, Szent-Anna und Panäd. Die Eleker werden als „Groschenschwaben" verspottet, weil sie die Erlaubniß zur Auswanderung aus Elsaß und Württemberg nur gegen Entrichtung eines Kopfgeldes von sieben Kreuzeru erhielten, nnd aus Elek sind jetzt 28, aus Szent-Anna aber 13 Virilisten Mitglieder des Eomitatsausschusses. Die Deutschen sind alle römisch-katholisch und eines ihrer großen Feste ist die Kirchweih. An diesem Tage ist jedes Haus ein Wirthshaus und auf dem Marktplatze musizirt die Bande von Mittag bis Mitternacht. Während des Tanzes werden ein Lämmchen nnd ein schwarzes Seidentuch unter den Herrengästen ausgelost. Der Gewinnende bezahlt dafür ein paar Gulden und gibt, wenn er ein „Eavalier" ist, auch noch das Lamm zurück. Da gibt es denn ein Abendessen und auch die Musik ist bezahlt. Musik läßt man schon die Kinder lernen und ihre Musikbanden treten nicht nur iu ihrer Gemeinde, sondern auch in Arad und den Nachbarstädten auf. Die ungarisch gekleidete Knaben-Musikcapelle von Szent-Anna hat sogar weithin in Europa Anerkennung gefunden. Ihr Hauptinstrument ist die Trompete, die ihnen auch einen entsprechenden Spitznamen (rvt^oFö bancka, etwa „prasselnde" oder „britzelnde" Bande) eingetragen hat. Der Ungar unterhält sich bei Zigeunermusik, der Rumäne aber tanzt seine bei den Klängen des Dudelsacks oder eiuer einzigen Fiedel. Westlich von der Budapest-Arader Eisenbahnlinie bis zum Bach Szärazer, der mit ihr im Allgemeinen parallel läuft, ist die Bevölkerung im Ganzen und Großen magyarisch. Rechts vom Szärazer folgt Tanya auf Tauya. In den Umgebungen von Jratos, Kevermes, Dombegyhäza (wo das Volk Attilas Grab vermuthet), Kamaräs, Bänhegyes nnd Koväcs- haza folgen sich die Tanyas von wohlhäbigem Aussehen reihenweise. Kein Fußbreit Bodeu bleibt da unbebaut uud das rege Leben, das aus deu Märkten von Töt-Komlös im Norden, Batonya in der Mitte und Pecska im Süden zu herrschen pflegt, ist Beweis genug, daß die Prodncte auch Absatz finden. Die magyarische Bevölkerung erscheint nirgends so charakteristisch als in Pecska. Es ist ein wohlhabendes, zum Aufwand geneigtes Völkchen. Die Frauenspersonen glauben nie schmuck genug zu sein, wenn sie nicht dreizehn Röcke über einander angezogen nnd um den Hals ein Band mit handbreiter Masche gebunden haben, welche den Anschein Ungarn II. 30
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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