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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 474 -
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474 Gegenden Ungarns verbreitet. Ihr Grunddogma ist ungefähr identisch mit dem der Anabaptisten, nämlich in Bezug auf die Taufe der Erwachsenen und darin, daß der Mensch dnrch Glauben und Werke, besonders aber durch den Glanben, dessen Urheber der heilige Geist sei, gerechtfertigt werde. „Wahre Gläubige" können nur die Mitglieder der „Heiligen Versammlung" werden, welche Gottes Wort nicht nur keuueu, souderu auch dauach lebe«. Die Nazareuer erkennen die Berechtigung des Priesterthums uicht an, insofern sie auf der Grundlage des Princips des allgemeinen Priesterthums steheu, und bei ihren religiösen Zusammenkünften leitet, wie bei den Qnäkern, Derjenige, über den der heilige Geist kommt, den Gottesdienst und predigt der Versammlung. Die Taufe der Kinder betrachten sie als vollkommen nnnütz, da nach ihrer Ansicht nur Jemand, der sich seines Glaubens bewußt ist, getauft werdeu kaun. Sie kennen außer dem Sonntag keinerlei Feiertag nnd halten nur wöchentlich zweimal einen gemeinsamen Gottesdienst ab, dem aber anch die ganze Gemeinde ohne Ausnahme beiwohnt. Lüge, Betrug, Diebstahl und Todtschlag werden für schwere Sünden gehalten; daher gibt es sehr viele Fälle, daß ein Gläubiger, der, als er uoch nicht in der Reihe der Gläubigen stand, Jemanden bestohlen oder betrogen hatte, den damals verursachten Schaden freiwillig wieder gilt macht; anderseits freilich geben uazareuische Rekruten dadurch zu schaffen, daß sie sich standhaft weigern, eine Mord- waffe zu berühren. Wollen sie etwas nicht aussagen und können doch nicht umhin, eine Antwort zu geben, so helfen sie sich, um nicht in Lüge zu verfallen, dnrch so spitzfindig krause, mit biblischen Citaten vermischte Reden, daß daraus wahrlich keiu Mensch klug wird. Diesen Kniff wenden sie besonders an, wenn sie über solche Glaubeusgruudsätze befragt werden, über die sie sich selbst nicht klar sind, oder die sie Uneingeweihten nicht gerne mittheilen möchten. In ihrer äußeren Erscheinnng sind sie nngemein demüthig, sie gehen stets mit gesenkten Angen und in möglichst einfacher Kleidung umher, so daß man sie schon daran überall erkennt. Ab und zu schicken sie auch „Apostel" aus, besonders wenn sie hören, daß irgendwo Jemand sich günstig über sie geäußert habe und vielleicht sogar geneigt wäre, in ihre Gemeinschaft einzutreten. Wer dauu als Apostel ausgesendet wird, muß ungesäumt aufbrechen und darf vor keinerlei Schwierigkeiten zurückschrecken. Um aber den Zweck seiner Sendnng zu erreichen, ist er verpflichtet, die größten Entbehrungen uud alle Unbill und Demüthigung geduldig zu tragen. Man darf jedoch nicht etwa glanben, daß sie Jemanden so leichthin als Gläubigen ansnehmen, denn auch wer sich bekehrt, wird erst noch mancherlei Proben unterworfen, ehe er eudgiltig iu die Reihe der Gläubige» aufgenommen wird. Diejenigen, die sich schon bekehrt haben, allein noch nicht in die Versammlung aufgenommen sind, heißen „Reisende". Diese Reisenden dürfen vorderhand nur gewissen Theilen des Gottesdienstes beiwohnen uud sitzen nicht in einer Reihe mit den Gläubigen, sondern auf einer abgesonderten Bank. Besonders streng werden die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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