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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 504 -
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504 bedächtig die Pfeife rauchend, scheinen sie nur zu bummeln; denn es gibt da kein Lärmen und Geschrei wie an der Börse, in der That aber machen sie eifrig Geschäfte. Und so vielerlei Handelsgeschäfte es auch geben mag, Alles wird da abgemacht, in der einen „Casino-Stunde". Die Szegediner Bauernbörse ist vielleicht älter als die wirklichen Börsen, nur ist sie dem ungarischen Temperament angemessen. Die Auswüchse des Geschäftsgeistes, Betrug und Schwindel, haben hier niemals Wurzel gefaßt, noch jetzt borgen die Söhne des Volkes Geld auf deu guten Namen und das gegebene Wort gilt als Schuldschein. Es ist ein reiner Zufall, daß der weltbekannte Straßenräuber Rözsa Sandor ein „Hiesiger" ist. Hier und in der Umgebung führte der überflüssig verherrlichte Held der Räuberromautik seine haarsträubenden Anschläge und empörenden Unthaten aus, hier verbüßte er später auch seine Strafe in einem Kerker der Festung, von welchem Jahrhunderte lang die Prophezeihnng bestand, daß einst darin ein König Hausen werde . . . Und siehe, der König der Betyären hat darin gehaust. Das nationale Erwachen und die Reformideeu haben in den Vierziger-Jahren auch Szegediu erwärmt. Um diese Zeit beginnt das zweite Emporsteigen Szegedins aus jener elenden Lage, in welche es durch die Türkenherrschaft und die nach dieser eingetretene Erstarrung gelangt war. Wahrlich, es blühte nichts Anderes mehr als im Frühjahr die unbändige Theiß, wenn ungezählte Schwärme von Eintagsfliegen sich auf ihren Wellen tummeln und umhertreiben. Die Spuren der Cultur sind verwischt. Selbst die Stadt ist gleichsam nur ausgesteckt, indem einzelne Häuschen (zur Hälfte nur Erdhütten) auf dem unabsehbaren Gebiete ihre Lage bezeichnen. Ein hübscheres Gebäude kommt selten vor; das Käräsz'sche Haus und der Sitz der städtischen Behörden bilden den Stolz der Stadt, aber auch diese kommen kaum irgend einem stattlicheren dörflichen Kastell gleich. In den Häusern findet man vielleicht auf diesem oder jenem Kleiderschranke die Werke des Andreas Dngonics oder des Vedres, welche Söhne der Stadt sind. Die Malerkunst keimt man nur aus den Sudeleien der dortigen Pfuscher. Kunstgegenstände gibt es keine, außer einem von König Matthias geschenkten Kirchengewand, das in der Kirche der Unterstadt gezeigt wird und einmal auf 60.000 Thaler geschätzt worden ist. Höchstens fände sich noch hier und dort in einer Schublade verworfen ein werthvoller archäologischer Gegenstand, der anf dem Öthalon (fünf Hügel), noch in der Gemarkung der Stadt, gefunden wurde. Die von der Pester Universität heimkehrenden Jünglinge verbreiten hier die neuen Ideen, die freisinnige Luftströmung des Reichstages vom Jahre 1843, die Reformpläne Stefan Szichenyis. Unter dem Einfluß derselben erwacht die Stadt zum Bewußtsein und geht mit fieberhafter Hast daran, die Versäumnisse von Jahrhunderten nachzuholen. Mit wunderbarer Schnelligkeit nimmt sie ihren Aufschwung: Casinos und Vereine werden gegründet, ein Spital gebaut, das veruachläßigte Unterrichtswesen gehoben, der frische
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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