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Mustapha II. in seinen Mauern, Schließlich war es Prinz Eugen von Savoyeu, dem es
nach einer energischen Belagerung von 48 Tagen an? 13. October 1716 gelang, Temesvär
unter seinem letzten türkischen Commandanten Mehemed Pascha ruhmvoll zurückzuerobern.
Das alte Temesvär faßte die gesaminten jetzigen Festungswerke in sich. Den
winkeligen Grundriß der südöstlichen Wälle der alten Festung erkennt man noch deutlich
an dem Gebäudezuge der durch Karl III. (VI.) 1719 begonnenen und 1729 beendigten
„Siebenbürger Kaserne". Sie wurde genau ans den Grundfesten der alten Basteimauern
erbaut, nachdem die Mauern der alten Beste abgetragen waren und der Proviuzgouverueur
Graf Claudius Florimuud Merey am 25. April 1723 den Grundstein zur jetzigen Festung
gelegt hatte. Die sternförmige alte Festung, die an einer Ecke mit einem Donjon, dem
sogenannten Blasiusthurm, auch Wasserthurm, versehen war, hatte vier Thore: das
Belgrader, Forsoroser (bei den Österreichern Engens-Thor genannt, weil der Prinz von
Savoyen durch dieses seinen Einzug gehalten), das Mvrtoroser (später Arader Thor) und
das Prayköer oder Lugoser Thor. Davon sind bei dem Bau der jetzigen Festuug das
Arader und Belgrader Thor spurlos verschwunden, während an Stelle des Lugoser Thors
etwas weiter hinaus das jetzige Siebenbürgische und statt des Arader Thores das Wiener
Thor eröffnet wurde. Nur das Eugen-Thor wurde zur Erinnerung an den großen Helden
unversehrt gelassen. Im Jahre 1755 wurde die geräumige Thorhalle der vereinigten
deutsch-spanischen Jsraelitengemeinde in Ermangelung eines anderen Tempels zum
Gebrauch überlassen, bis im Jahre 1760 die jetzige Synagoge der spanischen Juden voll-
endet war. 1777 wurde der Grund neben der Thorruine zu einem Hausbau hintangegeben
und dieses Haus trägt auf seinem Schilde noch jetzt das Bild des Engens- oder alten
Forsoroser Thors. 1817 wurde dieses letzte Überbleibsel des alten Temesvär gänzlich
demolirt und seine Ziegel zum Bau eines Hauses verwendet. Die Festung enthielt die
Wohnhäuser des in der Gegend ansässigen Adels, die Kasernen, die Waarenhallen der
Gewerbe- und Kaufleute, Provianthäuser, einige Ordenshäuser und Kirchen, Alles in
engen, krummen Gassen um zwei größere Plätze her gruppirt. Hier stand die uralte
römisch-katholische St. Georgs-Psarrkirche von Temesvär, in welcher im Jahre 1323
Stesan, erwählter Bischof von Erlan, durch Benedict, Bischof von Csanad, in Gegen-
wart des Raaber Bischofs Nikolaus und des Bärader Bischofs Johann mit vieler Feier-
lichkeit geweiht wurde. Unter der Türkenherrschaft war diese alte ungarische Kirche
iu eine Moschee verwandelt. Nach der Wiedereroberung Temesvärs wurde sie durch
Köuig Karl III. der Gesellschaft Jesu überlassen sammt dem benachbarten Grundstück,
auf welchem später die Jesuiten ihr Missionshaus und ihre Kirche erbauten, das jetzige
Csanader bischöfliche Seminar mit seiner Kirche, welche bis zur Vollendung der Domkirche
auch als bischöfliche Kathedrale benützt wurde. Sämmtliche in der Festung vorgefundene
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch